Die Beobachtung ist nicht ganz neu und von DWDL.de als grundsätzliche Problematik auch schon oft vorgebracht worden, doch das Ergebnis der Produzentenallianz-Jahresumfrage 2013 verdeutlicht noch einmal die Probleme der Produktionslandschaft in Deutschland: Von Rekordgewinnen der Privatsender und der sicheren Finanzierung der Öffentlich-Rechtlichen komme immer weniger Aufträge und Gelder auch bei denen an, die Fernsehen produzieren. Das ist zusammengefasst das Ergebnis der diesjährigen Umfrage nach der wirtschaftlichen Lage und den Aussichten der Film- und Fernsehproduktion in Deutschland, die die Produzentenallianz seit 2009 jährlich unter ihren Mitgliedern durchführt.
Die Sender investieren demnach insgesamt einen immer kleineren Teil ihrer Mittel ins Programm. Die Mehrheit der Produktionsunternehmen erwartet eine negative Entwicklung der Sender-Budgets: 51 Prozent der Teilnehmer an der großangelegten Umfrage bei den Privatsendern und sogar 62 Prozent bei den Öffentlich-Rechtlichen. Diese Markteinschätzung bestimmt auch den Blick auf das eigene Unternehmen: Nur 39 Prozent beurteilen die aktuelle wirtschaftliche Lage ihres Unternehmens positiv, ihre künftige wirtschaftliche Entwicklung schätzen nur 38 Prozent als positiv ein. Diese Aussagen spiegeln sich in den Angaben zur Umsatzentwicklung: Mit 52 Prozent mussten mehr als doppelt so viele Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr (21 Prozent) einen Umsatzrückgang hinnehmen.
Trotzdem will die Mehrheit Konsequenzen für die Beschäftigen vermeiden: 61 Prozent planen immerhin keinen Rückgang der Beschäftigtenzahl, und immerhin noch 31 Prozent wollen die Zahl ihrer Beschäftigten sogar vergrößern. Der Schlüssel zu diesen Zahlen liegt in der Antwort auf die Frage nach dem drängendsten Problem, mit dem die Unternehmen derzeit konfrontiert sind: Wie in den Vorjahren nennen auch in diesem Jahr fast zwei Drittel (64 Prozent) der Produzenten hier: "Ungenügende Bezahlung für geforderte Leistungen". Das bedeutet, dass Auftraggeber zum Beispiel Kosten für die Entwicklung eines Formates nicht übernehmen wollen oder bestimmte Budgetpositionen wie technische Leistungen oder bestimmte Gagen nicht anerkennen, obwohl diese unverzichtbar für die Herstellung des Films oder der Serienfolge sind.
"Die Lage für uns Produzenten, die wir die Sender mit dem Kernstück ihres Geschäfts – dem Programm – versorgen, wird von Jahr zu Jahr schwieriger", erklärt Alexander Thies, Vorsitzender des Produzentenallianz-Gesamtvorstands, im Rahmen der Vorstellung der Ergebnisse der Umfrage. "Die Kosten steigen, aber die Budgets stagnieren seit Jahren oder sinken sogar – und die Qualität soll gleichbleibend hoch sein. Die Effizienz, mit der wir deutschen Produzenten unter widrigen finanziellen Bedingungen hochwertige Inhalte herstellen, wird mittlerweile international mit Staunen bedacht. Das ist vom professionellen Standpunkt durchaus ehrenvoll für uns – hilft uns aber langfristig nicht weiter."
Auf DWDL.de-Anfrage können die Sender diesen Eindruck kaum nachvollziehen. Ein ZDF-Sprecher lässt allgemein wissen: "Die Unterstützung einer vielfältigen und wirtschaftlich stabilen Produzentenlandschaft liegt im Eigeninteresse des ZDF. Da das ZDF der größte Einzelauftraggeber in Deutschland ist, ist es natürlich und zwangsläufig ein guter Kunde der Produzenten." Während aus Mainz Probleme also noch harmonisch weggeredet, die ARD lediglich auf eine ähnlich klingende Presseerklärung von vergangener Woche verweist und ProSiebenSat.1 keine Stellungnahme abgibt, wird man in Köln bei der Mediengruppe RTL Deutschland deutlicher.
Jörg Graf, Bereichsleiter Fremdprogramm und Produktionsmanagement bei RTL Television, teilt auf DWDL.de-Anfrage mit: "Aus unserer Sicht ist die generelle Position der Produzentenallianz über alle Genres, alle Sender und alle Produzenten hinweg wenig konstruktiv. So unterscheidet sich beispielsweise die kalkulatorische Herangehensweise von öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern, Themen wie Erlösbeteiligungen oder Erfolgsprämien bleiben unberücksichtigt und die Margensituation bei langlaufenden Serien oder seriellen Unterhaltungsprogrammen ist eine völlig andere als bei einzelnen fiktionalen Stoffen. Statt pauschaler Vorwürfe wäre daher ein konstruktiver Dialog darüber wünschenswert, wie wir Programme heute vielleicht anders herstellen können als noch vor zehn Jahren. Das ist nachgewiesener Maßen mit einzelnen Mitgliedern der Produzentenallianz erfolgreich und sehr gut möglich."