Welche Digitalsender die öffentlich-rechtlichen in der Zukunft betreiben dürfen, entscheiden nicht die Sender selbst, sondern die Bundesländer. Nun haben sich ARD und ZDF aber auf ein Konzept geeinigt, das sie den Ministerpräsidenten vorschlagen werden. Und das sieht den vom ZDF lange Zeit abgelehnten und - wenn man nach der fehlenden Euphorie in Thomas Belluts Aussagen am Freitag in Berlin geht - noch immer nicht gerade innig geliebten gemeinsamen Jugendkanal vor. Anders als beim Kika, der von ARD und ZDF zu je 50 Prozent getragen wird, will das ZDF beim Jugendkanal aber nur ein Drittel der Kosten tragen - was 15 Millionen Euro entsprechen soll. Die anderen zwei Drittel will die ARD übernehmen, bei der auch die Federführung für den neuen Sender liegen würde.
Das ZDF ist nur bereit, das bereits de facto aufgegebenen ZDFkultur abzugeben. Die anderen beiden Sender will man behalten: "ZDFneo und ZDFinfo sind essentiell für die ZDF-Programmfamilie", betonte der ZDF-Fernsehratsvorsitzende Ruprecht Polenz. ZDF-Intendant Thomas Bellut verwies darauf, wie erfolgreich ZDFinfo und ZDFneo bei den jüngeren Zuschauern seien. Durch sie habe die ZDF-Senderfamilie im ersten Halbjahr 2013 so viele jüngere Zuschauer wie zuletzt 1998 erreichen können. Die ARD hält an tagesschau24 fest. Seitens der ARD heißt es: "ARD und ZDF haben der Rundfunkkommission der Länder einen Vorschlag für ein neues Digitalkonzept gemacht. Danach haben sich beide Sender darauf geeinigt, gemeinsam einen Jugendkanal zu veranstalten. Sollten die Länder den Staatsvertrag entsprechend ändern, könnte dies dazu führen, das EinsPlus und EinsFestival wegfielen."
Die Federführung für das Jugendangebot solle beim SWR liegen, der derzeit für Eins Plus verantwortlich zeichnet. Über den Zeit-Horizont, wann der Sender starten könnte, gibt es offenbar weiter unterschiedliche Ansichten zwischen ARD und ZDF. Thomas Bellut verwies darauf, dass ja noch das Genehmigungsverfahren abzuwarten sei, auch dann sei noch eine Vorlaufzeit nötig, der Fernsehrats-Vorsitzende machte noch "viel konzeptionelle Arbeit" aus, die geleistet werden müsse. Letztlich liege die Verantwortung für den Sender aber bei der ARD - und er lasse sich was den Zeitplan angeht auch gerne überraschen, so Bellut.
In den Jugendkanal einbringen will Bellut diverse Sendungen von ZDFkultur wie etwa die Musikformate, die man womöglich solange bei 3sat "parken" könne. Auch eingekaufte Serien, die speziell für ein sehr junges Publikum gemacht sind, könnte man an den Jugendkanal abgeben. Eine Zusammenarbeit mit anderen Jugendsendern öffentlich-rechtlicher Anstalten in Europa sei geplant. Trotz der noch immer merklichen Zurückhaltung betonte Bellut: "Wenn wir uns bereitfinden, da mitzumachen, dann werden wir es auch richtig machen."
Nachdem sich die ARD künftig nicht nur federführend um den Kika, sondern auch um das neue Jugendangebot kümmern wird, will das ZDF künftig mehr Verantwortung für 3sat übernehmen, für das man schon bislang hierzulande 80 Prozent der anfallenden Kosten trägt. Hier sollen die Entscheidungen künftig allein in Mainz fallen. Gleichwohl seien Beiträge der ARD natürlich weiter "hochwillkommen". Die Zusammenarbeit fortsetzen wolle man unverändert bei Arte und Phoenix, wobei bei Phoenix die Ereignisberichterstattung ausgebaut werden soll.