Mehrere Nichtregierungsorganisationen haben ProSieben dazu aufgefordert, die erst in der vergangenen Woche gestartete Sendung "Reality Queens auf Safari" mit sofortiger Wirkung zu stoppen. "Das Format der Sendung verstärkt allgemeinverbreitete Stereotype gegenüber dem ostafrikanischen Land Tansania, schürt gängige Vorurteile und stellt die Menschen des Landes in einer rassistischen und diskriminierenden Form dar", heißt es in dem Offenen Brief, den Organisationen wie das Tanzania-Network.de, das Missionswerk Leipzig und Africavenir an den ProSiebenSat.1-Vorstandsvorsitzenden Thomas Ebeling schickten.
"Das in der Sendung erzeugte Bild von Tansania und seinen Menschen ist einfältig, beleidigend und menschenunwürdig. Die Ausstrahlung der Sendung in der deutschen Medienlandschaft ist daher inakzeptabel." Bereits im Vorspann der Sendung werde Tansania als ein kleines Land dargestellt, in dem "Afrika noch mehr als eine Showkulisse" sei, "die Tiere richtig wild und die Naturvölker richtig echt" seien. "Dass ein professionell operierendes Unternehmen mit derart medialem Einfluss wie ProSieben auf solch ein unreflektiertes Afrikabild zurückgreifen muss, ist erschreckend", so die Organisationen weiter. Zudem würden altbekannte Stereotype bedient und "ein rassistisches, neokoloniales Bild Afrikas" gezeichnet.
ProSieben wies die Kritik an dem von Eyeworks produzierten Format zurück. "Es liegt uns fern, ein 'neokoloniales Bild Afrikas' zu zeichnen. Im Gegenteil: Wir möchten in diesem Unterhaltungs-Programm besonders die Schönheit Afrikas zeigen", sagte ein Sendersprecher. "Dazu reisen wir quer durch das Land. Dabei blicken wir durchaus mit einer gehörigen Portion Humor und Selbst-Ironie auf unsere Reality-Queens und ihre Ansprüche, zeigen sehr viel Respekt vor der tansanischen Bevölkerung." Gut möglich allerdings, dass sich das "Problem", das die Organisationen in der Sendung sehen, bald von selbst löst. Schon die erste Ausgabe war mit nur 8,2 Prozent Marktanteil deutlich unter dem Senderschnitt gelaufen. Das ähnlich gelagerte RTL-Format "Wild Girls" enttäuschte aus Quotensicht ebenfalls - und wurde ebenfalls öffentlich kritisiert.
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