Zunächst im Ausland: RTL Group plant PayTV-Sender

Foto: RTLSeit den neunziger Jahren hat sich die RTL Group aus dem risikoreichen PayTV-Geschäft weitgehend fern gehalten. Doch nun deutet sich ein grundsätzlicher Strategiewechsel an. „Das Trauma Premiere ist abgehakt“, sagte RTL-Group-Chef Gerhard Zeiler mit Blick auf die einstige Beteiligung an Premiere dem „Handelsblatt“. Er betonte, dass nicht alle Sender allein mit Werbung bezahlt werden können. Deshalb will die RTL-Gruppe Kanäle gründen, für die der Zuschauer eine Gebühr bezahlen muss.

Im Mittelpunkt des Kurswechsels stehen laut Zeiler die großen Fernsehmärkte in Europa: „In Frankreich und Spanien können wir nicht wie in Deutschland eine Senderfamilie mit Kanälen wie RTL, Vox, Super RTL und n-tv nur mit Werbung finanzieren. Dort brauchen Sie Sender, die sich über Subskription finanzieren.“ Zu möglichen Pay-TV-Sendern in Deutschland sagte Zeiler: „Derzeit gibt es für uns keine strategische Notwendigkeit, in Deutschland ins Bezahlfernsehen einzusteigen. Das kann sich aber durch das Verhalten der Kabelgesellschaften und durch die fortschreitende Digitalisierung durchaus schnell ändern." Erst vor einer Woche hatte Super RTL angekündigt, mit „Toggolino TV“ einen digitalen PayTV-Sender für Kinder im Vorschulalter zu starten.

Einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ zufolge, haben in der vergangenen Woche RTL-Spitzenmanager hinter verschlossenen Türen im österreichischen Kitzbühel über die neue Digital-Strategie diskutiert. Auf der Strategietagung habe auch James Murdoch, Chef des höchstrentablen britischen PayTV-Kanals BskyB, gesprochen. In der ersten Hälfte des vegangenen Jahres erzielte die RTL Group einen Umsatz von 2,457 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebita) lag zuletzt bei 397 Millionen Euro. Mit seinen 31 Fernsehsendern und 30 Hörfunkstationen in zehn Länder ist die Gruppe der bedeutendste Umsatzbringer des Gütersloher Medienkonzerns Bertelsmann.