Der ZDF-Fernsehreat hat dem Vorschlag der ARD, die Digitalsender von ARD und ZDF zu fusionieren, eine Absage erteilt und damit dem ZDF-Intendanten Thomas Bellut den Rücken gestärkt. "Eine Verschmelzung dieser Kanäle macht Strukturen komplizierter und bringt keine Effizienzgewinne", sagte Bellut am Freitag vor dem Gremium in Mainz. Aus Sicht des ZDF mache eine Fusion weder programmstrategisch, noch finanziell oder organisatorisch Sinn. Ähnlich hatte sich der ZDF-Intendant bereits nach Bekanntwerden der ARD-Forderungen geäußert. Das ZDF hatte seinerseits kürzlich bereits die Einstellung von ZDFkultur in Aussicht gestellt.
Der Fernsehrat sprach nun davon, dass ZDFneo und ZDFinfo einen "nachhaltigen Beitrag zum Erfolg der ZDF-Programmfamilie", lieferten. Noch dazu seien sie die mit Abstand erfolgreichsten öffentlich-rechtlichen Digitalkanäle. Sowohl im Gesamtmarkt wie auch im Digitalmarkt erreichen sie einzeln ebenso hohe oder höhere Marktanteile wie EinsFestival, EinsPlus und tagesschau24 zusammen. Zahlen, die Bellut in seiner eingeschlagenen Richtung bestätigen: "Die Strategie des ZDF, mit seinen Digitalkanälen dem Generationenabriss in dieser Altersgruppe entgegen zu wirken, ist voll aufgegangen."
Zugleich unterstrich er, dass das ZDF grundsätzlich bereit sei, sich an einem gemeinsamen Jugendkanal mit der ARD zu beteiligen. Voraussetzungen dafür seien jedoch eine klare Beauftragung durch die Länder, eine angemessene finanzielle Ausstattung, die Anerkennung des zusätzlichen Personalaufwandes durch die KEF und eine erweiterte Telemedienbeauftragung. Thomas Bellut: "Unsere momentane Situation ist geprägt von einem seit sechs Jahren stabilen Rundfunkbeitrag und hohen Einsparvorgaben der KEF im Personalbereich. Darum können wir uns nur auf einer sicheren Grundlage am Projekt eines öffentlich-rechtlichen Jugendkanals beteiligen."
Bellut rechnet mit dem Start eines solchen Kanals nicht vor 2017, der ARD kann es mit einem gemeinsamen Jugendkanal dagegen nicht schnell genug gehen. Der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor hatte im April gesagt, es sei das Gebot der Stunde, die Kräfte zu bündeln, um die zunehmend schwer zu erreichenden jungen Zuschauer ansprechen zu können. Bei dem Vorschlag sei es aber ohnehin vor allem gegangen, einen neuen Impuls in die Diskussion zu geben, so Marmor, der sich aber auch realistisch gab. "Wir können das ZDF nicht zwingen." Vier Jahre wolle man allerdings nicht warten. "Das so weit zu verschieben, finde ich schwierig", so Marmor. Mit schneller Unterstützung vom ZDF kann er allerdings nicht rechnen.