Bis Ende Februar musste eine Lösung für die insolvente "Frankfurter Rundschau" gefunden werden, nun gibt es tatsächlich eine Entscheidung: Nachdem das Bundeskartellamt am Mittwoch der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" bereits grünes Licht für die Übernahme gegeben hat, ist am Donnerstagvormittag der Kaufvertrag unterzeichnet worden. Die Schwesterunternehmen Frankfurter Societät GmbH und Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH werden die "FR" damit fortführen - allerdings mit deutlich abspeckter Mannschaft. Die Stammredaktion soll zunächst aus 28 Redakteuren bestehen, die ihre Arbeit schwerpunktmäßig auf die Regionalberichterstattung ausrichten. Vor der Insolvenz waren 450 Mitarbeiter bei der "Frankfurter Rundschau" beschäftigt.

Um die sozialen Folgen für die vom Stellenabbau betroffenen Arbeitnehmer abzufedern, haben die Mediengruppe und die SPD-Medienholding ddvg bereits angekündigt, mehrere Millionen Euro für die Gründung einer Transfergesellschaft zur Verfügung stellen zu wollen (DWDL.de berichtete). Unterstützt werden die verbliebenen Mitarbeiter durch den ortsansässigen Redaktionsdienstleister Pressedienst Frankfurt (PDF), mit dem die "Frankfurter Rundschau" bereits seit längerem zusammenarbeitet. Die Mantelseiten werden bis zum Aufbau einer eigenständigen überregionalen Redaktion weiter durch die DuMont Redaktionsgemeinschaft in Berlin zugeliefert. Der bisherige Chefredakteur der "FR", Arnd Festerling, führt die Redaktion auch in der neuen Gesellschaft weiter.

Zur Sicherung der redaktionellen Unabhängigkeit der Traditionszeitung haben die Verlage die Frankfurter Rundschau GmbH gegründet. Vorbehaltlich einer formellen Genehmigung durch die Stiftungsaufsicht wird sich die ursprüngliche Eigentümerin der Frankfurter Rundschau, die Karl-Gerold-Stiftung, an dieser Gesellschaft beteiligen. Die Frankfurter Societät GmbH wird dann 55 Prozent der Anteile an der Gesellschaft halten. Sie führt das neue Unternehmen und zeichnet für den operativen Betrieb verantwortlich. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH wird 35 Prozent und die Karl-Gerold-Stiftung 10 Prozent der Anteile halten. Letztere garantiere mit ihrer Stiftungsverfassung auch die Ausrichtung der "Frankfurter Rundschau" als unabhängige, linksliberale Tageszeitung, heißt es. Die Verlagsaufgaben werden unterdessen in großen Teilen in die bestehenden Strukturen der Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH und der RheinMainMedia GmbH integriert.

Den Druck der Zeitung wird die Frankfurter Societäts-Druckerei GmbH ab 1. Mai 2013 übernehmen. "Wir glauben an die Zukunft der Marke 'Frankfurter Rundschau'", sagte Hans Homrighausen, Geschäftsführer der Frankfurter Societät GmbH. "Aus dieser Überzeugung heraus packen wir die neue Herausforderung an. Wir sehen uns in der Lage, die Frankfurter Rundschau wirtschaftlich erfolgreich zu führen und ihr dadurch regional wie überregional eine Perspektive zu geben." Tobias Trevisan, Geschäftsführer der Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH: "Auch wenn die Umstände um die Insolvenz der Frankfurter Rundschau und der Verlust vieler Arbeitsplätze sehr bedauerlich sind, freuen wir uns, dass wir durch die Gründung einer unabhängigen Gesellschaft sowie durch die Integration der Verlagsaufgaben in die Strukturen der FAZ einen wichtigen Beitrag zur Fortführung der Traditionszeitung leisten können. Als unabhängige Stimme soll die Frankfurter Rundschau auch in Zukunft wesentlich zur Meinungsvielfalt beitragen."