Die Vergabe der Sendezeiten an unabhängige Dritte gleicht im Falle von Sat.1 diesmal einer echten Posse. Was bisher geschah: Die rheinland-pfälzische Landesmedienanstalt LMK vergab die Lizenzen zunächst wie eh und je an die gleichen Bewerber: DCTP und News and Pictures, die die Sendeplätze seit vielen Jahren mit Formaten wie "Weck up", "Planetopia", "Spiegel TV Reportage" und "Focus TV Reportage" belegen. Unzufrieden war Sat.1 damit schon immer, diesmal setzte man sich aber zur Wehr.
Sowohl Sat.1 als auch die unterlegenen Bewerber reichten Klage gegen die Entscheidung ein - und bekamen recht. Das Verwaltungsgericht Neustadt an der Weinstraße hob die erteilten Zulassungen und Ablehungen auf und verpflichtete die LMK, eine neue Entscheidung zu fällen. News & Pictures hat dagegen Berufung eingelegt, das Urteil ist also noch nicht rechtskräftig. Doch ob die LMK überhaupt noch zuständig ist, steht wieder auf einem anderen Blatt - denn Sat.1 hat im Ärger über die jahrelang gleiche Drittanbieter-Vergabe kurzerhand beschlossen, seine Lizenz nicht mehr in Rheinland-Pfalz, sondern in Hamburg bei der MA HSH zu beantragen, womit diese künftig zuständig wäre. Die ZAK, in der alle Landesmedienanstalten vertreten sind, stimmte dem Wechsel zur Jahresmitte zwar zu - doch die LMK reichte dennoch Klage ein.
Und ob Sat.1 überhaupt noch Sendezeit für unabhängige Dritte zur Verfügung stellen muss, ist auch völlig unklar. Nach dem Quotenrückgang bei Sat.1 hat der Sender inzwischen nämlich deutlich weniger als 10 Prozent und die Sendergruppe weniger als 20 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum - mindestens eine der Voraussetzungen müsste aber erfüllt sein. Nadchdem ProSiebenSat.1 die Medienhüter darauf aufmerksam gemacht hat, wird derzeit geprüft, ob Sat.1 die Drittanbieter nicht komplett los wird.
Bei der LMK vertritt man laut "Hamburger Abendblatt" die Ansicht, dass die Lage bei Beginn des Verfahrens im November 2011 ausschlaggebend ist - und damals lag Sat.1 noch bei über 10 Prozent Marktanteil. In diesem Wirrwarr hat die LMK nun angekündigt, die Drittsendezeiten bei Sat.1 noch einmal neu zuvergeben, obwohl das Urteil, das die bisherige Vergabe aufhob, wie erwähnt noch gar nicht rechtskräftig ist. Daher werde man die Sendezeiten nun erstmal unter Vorbehalt neu vergeben. Man darf gespannt sein, wer diesmal den Zuschlag erhält - und ob das überhaupt noch eine Bedeutung hat.