Seit jeher stört sich Sat.1 an den gesetzlich vorgeschriebenen Drittsendezeiten - insbesondere, weil sich augenscheinlich immer dieselben Bewerber im Rennen um die begehrten Sendeplätze im Programm durchsetzen. Doch womöglich erhalten die Auseinandersetzungen noch einmal eine völlig neue Wendung. Denn so oft derzeit auch über die massiv gesunkenen Einschaltquoten des Senders geschrieben wird, so sehr könnte Sat.1 nun davon profitieren. Weil Sat.1 im Jahr 2012 im Schnitt auf weniger als zehn Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum kam, ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Sender fortan auf die Ausstrahlung von zugelieferten Programmen sogenannter Drittsendeanbieter wie "Planetopia" verzichten kann.

Privatsender sind nur dann dazu verpflichtet, Sendefenster von Drittanbietern auszustrahlen, wenn diese mehr als zehn Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum erzielen. Erreicht eine Sendergruppe zusammen mehr als 20 Prozent, so ist der reichweitenstärkste Sender dazu verpflichtet, entsprechende Sendeplätze freizuräumen. Doch im vergangenen Jahr wurden in Unterföhring beide Messlatten verfehlt. Aus genau diesem Grund hat sich ProSiebenSat.1 nun in einem Brief an die Medienaufseher von LMK und MA HSH gewandt. Einen entsprechenden Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" bestätigte Sat.1-Sprecherin Diana Schardt am Donnerstag gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de.

Bei ProSiebenSat.1 sieht man durch die gesunkenen Marktanteile die Grundlage für eine weitere Ausstrahlung der Drittanbieter-Formate entzogen. Mit einer schnellen Besserung der Marktanteile ist noch dazu erst mal nicht zu rechnen. Auch im Januar und Februar verfehlten nämlich sowohl Sat.1 als auch die gesamte Sendergruppe erneut die beiden Marktanteils-Marken. Inzwischen befassen sich auch die Medienhüter mit den veränderten Rahmenbedingungen. "Die Faktenlage bezüglich der Reichweite ist richtig", sagte Jürgen Brautmeier gegenüber DWDL.de. Der Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) hat zugleich den Vorsitz bei der Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) inne.

Im Staatsvertrag komme es aber auch darauf an, in welchem Schritt des Verfahrens ProSiebenSat.1 den Antrag eingebracht habe, gab Brautmeier zu bedenken. Die neue Lizenzperiode beginnt jedenfalls schon im Juni - allzu viel Zeit bleibt also nicht mehr. Und doch liegt es offenbar zumindest im Bereich des Möglichen, dass Sat.1 fortan auf die Ausstrahlung von Drittanbieter-Sendungen verzichten kann. Brautmeier: "Wir prüfen das gegenwärtig ganz genau. ProSiebenSat.1 hat uns offiziell aufgefordert, die jüngste Entwicklung der Marktanteile mit in die Überlegungen einzubeziehen. Es geht dabei aber auch um die Frage, welche Auswirkungen das auf das laufende Verfahren hat."

Inzwischen beschäftigt das leidige Vergabeverfahren nämlich auch die Gerichte. Brautmeier habe nun allerdings bereits seine Kollegen in Rheinland-Pfalz gebeten, die Situation "so schnell wie möglich zu prüfen und für sich zu einer Entscheidung zu kommen", so der ZAK-Vorsitzende im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Die Ergebnisse müssten dann mit Sat.1 erörtert werden. Er geht davon aus, dass das bereits in den kommenden Tagen geschehen wird. Spätestens in der nächsten Sitzung der ZAK wird das durchaus spannende Thema auf der Tagesordnung landen. Dann wird sich zeigen, ob Sat.1 den gesunkenen Zuschauerzahlen doch noch etwas Positives abgewinnen kann.

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