Dass seine Quoten seit dem Wechsel auf den Donnerstagabend deutlich gesunken sind, weiß Reinhold Beckmann nur allzu genau. Dennoch gab er sich in einem Interview mit dem "Hamburger Abendblatt" nun gelassen. Auf die Frage, ob er noch Angst vor der Quote habe, sagte er: "Nein, das ist längst vorbei, sonst hätte ich bestimmte Dinge des Lebens nicht kapiert. Inhaltlich und handwerklich gut gemachte Sendungen, die wichtige Themen hinterfragen und im besten Fall vielleicht etwas bewegen, darauf kommt es an."

Ans Aufhören denkt Beckmann jedenfalls nicht - selbst mit Mitte 60 könne er sich die Moderation einer solchen Sendung noch vorstellen. "Wir machen ja keine klassische Talkshow, sondern eher eine Gesprächssendung, die unaufgeregt daherkommt. So eine Sendung, denke ich, wird mit steigender Lebenserfahrung eher noch interessanter und vielleicht auch besser", so der ARD-Moderator, der in wenigen Tagen seinen 57. Geburtstag feiern wird. Verbissen gibt er sich allerdings nicht. "In Sachen TV kann man leicht zum Junkie werden, aber mein Entzug läuft seit Jahren mit großem Erfolg. Daher weiß ich schon länger, dass ich auch ohne Fernsehen glücklich sein kann. Das ist eine schöne Erfahrung."

Dass Beckmann einst seine Fernsehkarriere an der Seite von Helge Schneider in der "Off-Show" beim WDR startete, weiß vermutlich niemand. "Das waren noch mutige Zeiten", erinnert sich Beckmann im Interview mit dem "Hamburger Abendblatt". "Wir konnten so lange senden, wie wir wollten, manchmal war erst nach vier bis fünf Stunden Schluss. Bei den Gästen gab es die totale Mischung. Das ging von Heinz Schenk bis Rosa von Praunheim. Dazu spielte eine wilde Combo Free Jazz. Und zwischendurch kamen Fußballer wie Frank Mill vorbei und interpretierten die Ausstellung 'Fußball in der Kunst'." Schneider habe damals ständig Tee gekocht, Musik gemacht und sich ansonsten nicht um den Ablauf geschert.

"Heute würden sich Kulturredakteure über so ein Format die Haare raufen", so Beckmann. Mit dem heutigen Fernsehen lässt sich ein solches Format natürlich nicht vergleichen. "Das ist heute ein anderer Job, aus einer anderen Position, aus einer anderen Blickrichtung, in einer veränderten Fernsehwelt." Wenn es nach dem Moderator geht, der zugleich seine eigene Produktionsfirma hat, könnte das Fernsehen aber auch heute noch ein wenig verrückter sein. "Aber keine Sorge, wir gönnen uns mit meiner Produktionsfirma immer noch das Vergnügen, auf ein bisschen Wahnsinn zu setzen, wie etwa 'Inas Nacht' aus dem 'Schellfischposten' und demnächst mit noch weiteren Comedy-Formaten. Wir sind eine kleine Hamburger Firma mit ein paar verrückten Vögeln aus der Hansestadt."