Vier weitere Wochen dürfen die Mitarbeiter der "Frankfurter Rundschau" hoffen, vier weitere Wochen müssen sie aber auch bangen: Auf einer Betriebsversammlung verkündete Insolvenzverwalter Frank Schmitt, dass es zwei Interessenten an einer Übernahme des insolventen Verlages gebe. Neben einem deutschen Interessenten, dessen Namen man nicht nennen dürfe - bei dem es sich aber dem Vernehmen nach um die "FAZ" handeln soll - habe auch das türkische Medienunternehmen Estetik Yayincilik seinen Hut in den Ring geworfen.
Eigentlich hätte bis Ende des Monats eine Entscheidung fallen müssen, nun haben die Gläubiger der "FR" aber einen weiteren Monat Aufschub bis Ende Februar gewährt. Hintergrund: Estetik Yayincilik habe sein Interesse bislang nur in "formloser, unverbindlicher Form" erklärt. Das dabei vorgelegte Konzept bezeichnete Schmitt als "in keiner Weise tragbar". Dazu bietet das Unternehmen offenbar auch einen deutlich zu geringen Kaufpreis und inakzeptable Zahlungsmodalitäten.
Nun soll in den kommenden Wochen nachverhandelt werden, angesichts der zahlreichen Kritikpunkte des Insolvenzverwalters erscheint es aber nicht allzu wahrscheinlich, dass Estetik Yayincilik zum Zuge kommt. Als wahrscheinlicher gilt der Plan, dass die "FAZ" zum Zug kommt. Medienberichten zufolge sei eine enge Kooperation mit der "Frankfurter Neuen Presse", die ebenfalls von einer Tochter der FAZIT-Stiftung herausgegeben wird angedacht. In diesem Fall würde aber wohl der größte Teil der 400 Mitarbeiter ihren Job verlieren.
Der Deutsche Journalisten-Verband hat Insolvenzverwalter und Gesellschafter der FR angesichts dessen noch einmal aufgefordert, möglichst viele der 400 Arbeitsplätze zu erhalten. "Es muss jetzt alles getan werden um zu verhindern, dass 95 Prozent der Belegschaft ihren Job verliert", so der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken. "Zudem fordern wir die FR-Gesellschafter dringend auf, die Mini-Abfindungen nach dem Insolvenzrecht für die Kolleginnen und Kollegen, deren Arbeitsplätze nicht zu erhalten sind, angemessen aufzustocken."