Nur eine Woche nach Bekanntwerden des Chefredakteurs-Wechsels beim "Stern" zeigt sich, dass es die Macher ernst meinen mit der Erneuerung ihres Hefts. Über Monate hinweg haben der bald alleinige Chefredakteur Dominik Wichmann und die bislang noch amtierenden Chefs Thomas Osterkorn und Andreas Petzold am Konzept für den "Stern" getüftelt. Auffälligste Neuerung: Künftig wird es eine einheitliche Markenführung für Print und digitale Medien geben. Dazu werden die Redaktionen von "Stern" und "Stern.de" im Laufe des Jahres in eine neue, gemeinsame Organisationsstruktur überführt.
Sechs Managing Editors betreuen künftig jeweils einen der vier Heftteile in der neuen Blattstruktur des "Stern" - sowie Online und New Channels. Sie sind verantwortliche Blatt- und Sitemacher ihres Bereichs. Die Managing Editors werden aus der Redaktion für jeweils zwei Jahre berufen. Die inhaltliche Ebene verantworten weiterhin die Ressorts mit ihren Teams, die medienübergreifend tätig sein werden. Fortan wird es vier Ressorts beim "Stern" geben, die von Doppelspitzen geleitet werden: "Deutschland", "Welt", "Leben" und "Wissen".
Hinzu kommen die Bildredaktion und die Grafik, zu der Titel, Infografik und Bildtechnik zählen. Recherche und Textproduktion liegen in der neuen Textredaktion. Sie besteht aus Autoren, Redakteuren und Reportern sowie der investigativen Recherche, und arbeitet ebenfalls ressortübergreifend. Die Führung übernehmen Teamleiter, die auch hier auf zwei Jahre berufen werden. Insgesamt gibt es fünf Teams: drei Text-Teams, das Team Dokumentation, das Lektorat und ein Team, das sich um investigative Recherche kümmern soll. Hier ist es wohl nicht zuletzt das Ziel des neuen Chefredakteurs, den "Stern" künftig wieder relevanter zu machen als zuletzt.
"Bei der Ausarbeitung der neuen, optimalen Redaktionsstruktur war es Thomas Osterkorn, Andreas Petzold und mir besonders wichtig, ein einzigartiges Umfeld für journalistische Spitzenleistungen zu schaffen: Ein Umfeld, das Vertrauen schafft, Wissenstransfer und Vernetzung fördert", sagte "Stern"-Chefredakteur Dominik Wichmann zu den durchaus weitreichenden Veränderungen. "Das erreichen wir mit interdisziplinären Teams, die Verantwortung für eigene Ergebnisse übernehmen, auf die sie stolz sind." Nach Angaben von "Stern"-Verlagsgeschäftsführer soll das Heft künftig in kompakteren Strukturen entstehen. "Mit der neuen Organisationsstruktur haben wir die Basis für effiziente Workflows geschaffen, die die Marke stern auf allen Kanälen nachhaltig stärken."
Andreas Petzold, der momentan noch als "Stern"-Chefredakteur im Amt ist, zieht für die Arbeiten am Heft ein interessantes Beispiel an: "Es ist so, als würde man eine neue Stadt bauen. Und jeder, ganz gleich, welche Aufgabe er künftig übernehmen wird, verhält sich wie ein guter Bürger - mit Gemeinsinn und Verantwortung." Und sein Kollege Thomas Osterkorn ergänzt: "Die Arbeit der Redaktion wird in der neuen Organisationsstruktur noch mehr vom Miteinander geprägt sein. Rotation ist dabei eines unserer neuen Prinzipien - das bietet Chancen für die gesamte Redaktion." Man darf gespannt sein, ob sich das Rotations-Prinzip bewähren wird. Ein spannendes Experiment ist es allemal. Und frischen Wind kann der "Stern" ganz sicher gut gebrauchen.
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