Seit Anfang der Woche hat nicht mehr nur Berlin seine tägliche Scripted-Reality-Soap, sondern auch Köln. Aus Quotensicht ist "Köln 50667" für RTL II bislang ein voller Erfolg, im Schnitt erreichten die vier Folgen bislang 10,2 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Doch Kölner Lokalpolitikern ist der Erfolg gar nicht recht: Dort fürchtet man, dass "Köln 50667" der Stadt einen Imageschaden bescheren könnte.
Winrich Granitzka, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Köln, sagte gegenüber ksta.de, das Image Kölns werde durch das Format "in den Schmutz gezogen". Köln habe ohnehin schon Imageprobleme, weil man mit "Bierbikes, Karnevalsexzessen und Junggesellenabschieden in der Altstadt" zu kämpfen habe. "Da können wir uns so etwas nicht auch noch leisten", wettert Granitzka.
Gesehen hat er die Sendung bislang allerdings nur wenige Minuten lang - schon da habe sich aber "gleichsam Entsetzen in ihm breit gemacht". SPD-Fraktionschef Börschel hat sich das Format bislang noch gar nicht angesehen, schließt aber aus den Berichten darüber, "dass einem die Darstellung der Stadt nicht gefallen kann".
Doch was könnte man nun tun? Granitzka will auf die anderen Parteien zugehen. Er könne sich ein gemeinsames Schreiben an RTL II vorstellen, in dem man darum bitten könnte, "nicht weiter ein Klischee zu erzeugen, das unserer Stadt nicht gerecht wird", so Granitzka gegenüber ksta.de. SPD-Mann Börschel hält das nicht für den richtigen Weg. Die SPD wolle den Medien nicht vorschreiben, was sie zu tun oder zu lassen hätten. Er frage sich viel mehr, wieso sich überhaupt so viele Jugendliche so etwas anschauen.
Inzwischen setzte sich RTL II gegen die Vorwürfe zur Wehr. In "Köln 50667" gehe es "um Geschichten, die das Leben schreibt. Dass wir dabei den Nerv unserer Zuschauer treffen, zeigen uns die vielen positiven Kommentare sowie die hohe Einschaltquote", sagte RTL II-Sprecher Carlos Zamorano gegenüber dem "Kölner Stadtanzeiger". Der Ton werde zwar wieder ruhiger werden, versicherte er, betonte aber: "Reiche, schöne Menschen, die in Altbauvillen leben und gedrechselte Sätze sprechen, sind im deutschen Fernsehen bereits deutlich überrepräsentiert." Mit einem schnellen Ende ist aber nicht zu rechnen. "Wir arbeiten und drehen bereits seit sechs Monaten in Köln und werden das sicherlich noch eine Weile tun."
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