Der ehemalige WDR-Intendant Fritz Pleitgen fordert die öffentlich-rechtlichen Sender auf, den Umstieg vom bisherigen Gebühren- auf das geräteunabhängige Beitragssystem zum Anlass zu nehmen, ihr Programm zu überdenken. "Wenn die Rundfunkfinanzierung prinzipiell geändert wird, dann muss auch das Programm grundsätzlich überprüft werden", so Pleitgen in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Mit einer Schärfung des öffentlich-rechtlichen Profils und des Ausbaus könne man auf die Empörung über den Rundfunkbeitrag reagieren. Das nötige Programm dazu habe die ARD bereits, sie müsse es nur besser platzieren. "Das sind neben der aktuellen Information und dem Fernsehfilm die Hintergrundberichterstattung und die Kultur. Das könnte konkret heißen: Stammplätze im Hauptabendprogramm für das Kulturmagazin 'ttt' und für Dokumentationen."

Außerdem regt er an, das umfangreiche Korrespondentennetz besser einzubinden. "Dies könnte für täglich 45 Minuten Weltnachrichten genutzt werden, zum Beispiel auf Phoenix." Die Zahl der Talkshows würde er reduzieren, fünf seien "einfach zu viel des Guten, zumal sie wertvolle Formate verdrängen wie Dokumentationen und Reportagen". Die könne in Sachen Aufklärung viel tiefer schürfen als eine Talkshow.

Zudem plädiert er auch für strukturelle Veränderungen im föderalen System der ARD an: Durch die Einrichtung einer Gemeinschaftsetats und einer Gemeinschaftsredaktion beim ARD-Chefredakteur ließen sich leichter hochwertige Dokumentationen planen und finanzieren, die sich ähnlich wie die BBC-Dokus auch international verkaufen ließen.

Dass all das während seiner Amtszeit nicht umgesetzt wurde, räumt er allerdings in einem Hauch von Selbstkritik ebenfalls ein: "Für uns in der ARD war es in den neunziger Jahren ein Schock, als RTL an uns vorbeizog und wir plötzlich auf Platz zwei saßen. Das Erste muss das Erste sein, haben wir damals gesagt. Das haben wir hinbekommen. Allerdings ist dabei das öffentlich-rechtliche Profil nicht besonders gestärkt worden." Die aktuelle Information sei nach dem 11. September aber zumindest ausgeweitet worden.