"Das ist ja wie früher", scherzte Harald Schmidt, als Oliver Pocher ihn am Samstag mit einem Strauß roter Rosen in der Kälte begrüßte. Dreieinhalb Jahre liegt es mittlerweile zurück, dass sich beide zuletzt gesehen haben - und dass sie heute mit eigenen Sendungen im Bezahlfernsehen senden, ist fast schon ein Treppenwitz der Fernsehgeschichte. Der eine - Harald Schmidt - feierte mit seiner Late-Night-Show gerade erst den 17. Geburtstag, und der andere - Oliver Pocher - hat bei der wöchentlichen Sportshow "Samstag Live" inzwischen eine Rolle gefunden, in der er sich ganz offensichtlich wohl fühlt. Hier muss er nicht auf Teufel komm raus den Klassenkasper spielen, sondern kann regelmäßig unter Beweis stellen, dass er auch mal ernst sein kann.

Am Samstag kam es nun bei Sky zum ersten Aufeinandertreffen der beiden seit dem Ende ihrer gemeinsamen ARD-Show, die vor mehr als fünf Jahren mit großem Getöse gestartet war. Man erinnere sich nur das das berühmt-berüchtigte Nazo-Meter, das einst gleich in der ersten Sendung zum Einsatz kam. "Wir haben für viele Fernsehmomente gesorgt, über die in vielen Fernsehgremien gerne gescherzt und gelacht wurde", erinnerte sich Pocher. Doch auch nach dem Aus von "Schmidt & Pocher" mangelte es nicht an Schlagzeilen. Meist jedoch, weil sich Schmidt und Pocher in schöner Regelmäßigkeit über den jeweils anderen äußerten. "Das ist ein historisches Momentum", stellte Pocher daher am Samstag vor der Zusammenführung des einstigen Duos fest.

Und Schmidt betonte, dass Pocher ein sympathischer Kollege sei, mit dem er einst  "triumphale Erfolge" gefeiert habe. "Hinterher werden wir sagen: Wir sollten zusammen mal 'ne Show machen", scherzte Schmidt. Und so standen sich beide nun also gegenüber - der gealterte, aber nach wie vor bissige Late-Night-Moderator und der selten um einen Spruch verlegene Comedian. Doch beide eint nicht nur ihre gemeinsame ARD-Vergangenheit, sondern auch die schwachen Quoten, die sie mit ihren Shows in Sat.1 getrennt voneinander eingefahren hatten. Pocher betonte allerdings, nicht bei Sat.1 rausgeflogen zu sein, sondern viel mehr eine kreative Pause eingelegt zu haben. Ein Seitenhieb auf Schmidt, der jedoch erst mal damit beschäftigt war, auszurechnen, wie lange man sich eigentlich schon nicht mehr gesehen hatte.

"Johannes hatte damals noch 'ne Show", ätzte Schmidt und stellte später in Richtung seines früheren Kompagnons fest: "Wir hätten eigentlich direkt zu Sky gehen können." Im Pay-TV sieht sich Schmidt jetzt aber erst mal auf der sicheren Seite. "Ich beklage mich nicht", sagte er, "denn ich habe Vertrag bis Ende Mai." Die Spiele gerieten beim Aufeinandertreffen von Harald Schmidt und Oliver Pocher beinahe zur Nebensache. Dass Pocher am Ende haushoch beim Hymnen-Raten oder Speed-Dating überlegen war, dürfte Schmidt ebenso wenig gestört haben wie manch interessante Regel-Auslegung. "Ist ja nicht meine Show", betonte er, fügte aber kurz darauf hinzu: "Noch nicht."

Wer beide am Samstagabend zusammen gesehen hat, wird wohl nur schwer verstanden haben, wieso sie damals eigentlich nach zwei Jahren wieder auseinandergegangen sind. Es muss wohl so etwas sein wie eine professionelle Hassliebe. Aber sie funktioniert. An schlagfertigen und humorigen Momenten mangelte es bei ihrer Wiedervereinigung jedenfalls nicht. Am Ende des Abends musste Schmidt als unterlegener Kontrahent schließlich ein großes Herz mit der Aufschrift "I Love Olli" am Sakko tragen, dazu wehte goldener Glitter durchs Studio. Da wurde es kurzzeitig sogar richtig glamourös. Zumindest bis Schmidt einwarf: "Das sieht ja aus wie bei einer Charity-Aktion im Dritten." Keine Frage: Sky konnte gewiss Schlimmeres passieren, als ihn und Pocher unter Vertrag zu nehmen.