ProSieben setzt "Mein neuer Freund" vorerst ab
Wenig Werbung im Vorfeld, dafür um so mehr Lob selbst von „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ und „Süddeutscher Zeitung“: Genutzt hat es Christian Ulmens neuer Show nur wenig. Die Einschaltquote seiner Premiere am Montagabend lag weit unter dem, was ProSieben bereit ist zu akzeptieren. Mit 1,20 Millionen Zuschauern insgesamt und nur mageren 6,8 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen war der Schaden so groß, dass bei ProSieben am Donnerstagnachmittag über die Zukunft des Formats beraten wurde.
Aus Senderkreisen erfuhr DWDL am Abend: Die Entscheidung ist getroffen und zwar gegen „Mein neuer Freund“. Beim Münchener Sender tut man sich allerdings schwer, das Format gänzlich zu kippen. Der Hintergrund ist klar: Bereits alle acht Folgen der Sendung sind komplett abgedreht, bezahlt und sendefertig. Darüber hinaus könnte auch das positive Feedback derer, die die Sendung gesehen haben, „Mein neuer Freund“ zu einem neuen Sendeplatz verhelfen.
Ähnlich kulant war ProSieben auch schon bei Christoph Maria Herbst und seinem „Stromberg“. Die von Kritikern als hervorragend betitelte Kopie der BBC-Serie „The Office“ holte nur mäßige Einschaltquoten, wurde aber aufgrund des positiven Feedbacks von Kritikern und Zuschauern gerade erst fortgesetzt. Verhandlungen über einen Vertragsabschluss für die zweite Staffel stehen kurz vor dem positiven Abschluss. Da lockt sicher auch ProSieben-Chef Dejan Jocic die Aussicht auf einen Fernsehpreis für so hochgelobte Programme.
Für Ulmens Sendung geht es vorerst „nur“ um einen neuen Sendeplatz für die bereits gedrehten und bezahlten Folgen. ProSieben-Sprecherin Nehad Taher-Aksoy bestätigt am Freitagmorgen den DWDL-Bericht und die Suche nach einem "optimaleren Sendeplatz". Entgegen anderen Aussagen wird die Sendung aber wahrscheinlich erst im zweiten Halbjahr 2005 zurückkehren. Noch "in diesem Jahr", verspricht Naher-Aksoy aber. Die Entscheidung gegen Ulmens Sendung könnte aber zu früh gefällt worden sein: Mit dem LeadIn durch „Die Burg“, die ab übernächster Woche das ebenfalls schwache „Soundtrack of my life“ als Vorprogramm von „Mein neuer Freund“ ablöst, hätte Ulmen sicher mehr Erfolg gehabt.
Bei „Mein neuer Freund“ ging es für die Kandidaten um 10.000 Euro, die diese nach DWDL-Informationen auch schon bekommen haben. Die Kandidaten mussten dafür vor Familie und Freunden so tun, als ob sie einen neuen besten Freund hätten. Was keiner der Kandidaten weiß und wissen darf: Der neue beste Freund war der bis zur Unkenntlichkeit verkleidete Christian Ulmen und der alles daran setzte, seinem „Opfer“ das Wochenende zur Hölle zu machen. Erst am dritten Tag deckte er seine wahre Identität auf. Die Kandidaten haben ihr Geld, die Zuschauer ab Montag allerdings keinen Ulmen mehr – vorerst.