Einige Zeilen in einem sogenannten Hidden Track auf dem gemeinsamen Album von Xavier Naidoo und Kool Savaz sorgen in diesen Tagen für reichlich Wirbel. Nachdem die Jugendorganisation der Linkspartei ['solid] und die Landesarbeitsgemeinschaft queer.NRW die Textstellen des Songs "Wo sind" bereits als menschenverachtend und homophob einstufen und Strafanzeige stellten, leitet nun die Staatsanwaltschaft Mannheim ein Verfahren wegen des Verdachts auf Volksverhetzung sowie des Aufrufs zum Totschlag und der schweren Körperverletzung ein. Das berichtet "Spiegel Online".
Auf Naidoos Tätigkeit als Juror der erfolgreichen Castingshow "The Voice of Germany", die derzeit bei ProSieben und Sat.1 zu sehen ist, soll das jedoch keinen Einfluss haben. Gegenüber "Spiegel Online" erklärte ein Sprecher, dass man an Naidoo als Juror festhalten wolle. Angeblich wollen die Musiker mit dem Titel Kritik an rituellem Kindermissbrauch üben. Tatsächlich aber ist die Wortwahl äußerst derb. "Hier werden auf haarsträubende Art und Weise satanistische Rituale mit Kindesmissbrauch mit Pädophilie mit Homosexualität gleichgesetzt", kritisierte ['solid]-Bundessprecherin Josi Michalke.
In dem Song heißt es: "Ich schneid euch jetzt mal die Arme und die Beine ab, und dann ficke ich euch in den Arsch, so wie ihr es mit den Kleinen macht. Ich bin nur traurig und nicht wütend. Trotzdem würde ich euch töten. Ihr tötet Kinder und Föten und ich zerquetsch euch die Klöten. Ihr habt einfach keine Größe und eure kleinen Schwänze nicht im Griff. Warum liebst du keine Möse, weil jeder Mensch doch aus einer ist? Wo sind unsere Helfer, unsere starken Männer, wo sind unsere Führer, wo sind sie jetzt?"
Naidoo und Kool Savas haben sich inzwischen selbst zu Wort gemeldet. Auf seiner Facebook-Seite teile Naidoo mit: "Ich stehe, seit ich denken kann, mit der katholischen Kirche auf Kriegsfuß, weil sie Schwule, Lesben und Transsexuelle nicht respektiert und akzeptiert. Diese Haltung ist völlig inakzeptabel, und wer gegen diese Menschen Verachtung und Hass aufbringt, der hat Jesus nicht verstanden." Wenige Tage vor dem Schreiben des Textes habe er die NDR-Doku "Höllenleben" gesehen. "Ich habe versucht, mich in das dort Gesehene und Gehörte hineinzuversetzen. Ich glaube nicht, dass diese Täter schwul oder pädophil sind. Ich habe, da ich selbst im Alter von acht Jahren in die Hände eines pädophilen Mannes geraten bin, in gewisser Hinsicht Verständnis für deren tragisches Schicksal, da sie Triebtäter sind."
Zum Song selbst ließ Naidoo mitteilen: "Natürlich gilt der Ruf im Refrain unter anderem unseren aktuellen Führern, Politikern und Verantwortlichen in Medien, Polizei, Verfassungs- und sogar Staatsschutz. Es ist mir unverständlich, wie man das falsch interpretieren kann." Kool Savas betonte ebenfalls, dass "nie die Absicht" gewesen sei, Homosexualität und Pädophilie gleichzusetzen. "Unsere Absicht war nie eine negative. Was künstlerisch versucht wurde, war es, die Verzweiflung und die Wut zum Ausdruck zu bringen, die ein Mensch genau in der Sekunde empfindet, in der er erfährt, dass ein Kind missbraucht wurde."
Für ProSieben ist das Thema damit vom Tisch. Gegenüber DWDL.de sagte Sendersprecher Christoph Körfer: "Xavas haben in einem Statement auf ihren Websites die Motivation für den Song ausführlich dargelegt. Natürlich bleibt Xavier Naidoo Coach bei 'The Voice of Germany'."