Seit 17 Jahren blickt Jürgen Domian Nacht für Nacht in die Seelen seines Publikums. Unzählige Gespräche hat er seither geführt. Doch während er sich selbst noch immer mit den wahren Problem seiner Zuschauer beschäftigt, hat sich das Fernsehen um ihn herum massiv verändert. Er selbst stört sich an der zunehmden Zahl sogenannter Scripted Realitys. "Ich finde es furchtbar. Ich ertrage diese Formate nicht", sagte Domian in der DWDL.de-Sendung "Studio D", die am Sonntag zu sehen sein wird. Schon vor vielen Jahren hätten Hans Meiser oder Ilona Christen immer wieder Schauspieler in ihren Sendungen gehabt. "Damit begann der Untergang des wirklichen Fernsehens."
Domian: "Mich wundert, dass die Leute diesen Dreck akzeptieren, den wir nachmittags serviert bekommen. Deswegen legen wir so großen Wert darauf, dass bei uns nichts hinterherrecherchiert wird." Eine Sendung, wie er sie mache, könne allerdings nur in der Nacht gemacht werden, betonte der Talker, der sich allerdings einen etwas früheren Sendeplatz wünscht. "Ich würde es gerne eine Stunde früher machen - wegen meines Lebensrhythmusses. Das würde mir sehr gut tun." Eine Vorverlegung sei allerdings schwierig, weil auch andere Ressorts einen Anspruch auf Sendeplätze hätten. "Das kann ich auch verstehen."
Derweil spielen soziale Netzwerke eine immer größere Rolle für seine Sendung. "Als Macher ist das interessant, weil man direkt Feedback kriegt." Zu ernst solle man die Rückmeldungen aber nicht nehmen, "weil es auch viele Feedbacks gibt, die ich gar nicht hören möchte", so Domian mit Blick auf menschenverachtende Kommentare. "Es gibt viele Menschen, die sind grausam. Das ist einfach so. Das Internet bietet die Möglichkeit, sich anonym nackt zu zeigen. Da kann einem schon gruselig werden, wenn man das so liest." Doch letztlich passt all das gut ins Bild seiner Sendung, über die der Moderator selbst sagt, sie sei "eine merkwürdige Melanche aus medialer Seelsorge und Entertainment".
An seiner nächtlichen Talkshow will Domian derweil nichts verändern. Und doch reizen ihn auch neue Aufgaben. "Ich möchte zusätzlich gerne noch mehr Fernsehen machen", sagte Domian im "Studio D". Neben einer Promi-Talkshow hat er auch bereits eine konkrete Konzept-Idee im Blick. "Wir haben ein tolles Ding in der Tasche, das bisher so noch nicht realisiert worden ist, das es auf der ganzen Welt noch gibt." Es geht dabei um ein Format, das den Arbeitstitel "Walk Talk" trägt. Die Idee dahinter ist, mit einem Truck durch Deutschland zu fahren und mit realen Menschen zu sprechen. Ob es jemals dazu kommen wird, bleibt aber abzuwarten, denn zumindest braucht es dafür einen mutigen Sender. Domian: "Das ist risikobehaftet und experimentell."
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