Auch wenn man bei der Mediengruppe RTL Deutschland derzeit keine Pläne hat, ähnlich wie ProSiebenSat.1 auch in den bundesweiten Programmen regionalisierte Werbung anzubieten: Gegen die entsprechenden Pläne von ProSiebenSat.1 hat der Kölner Konkurrent anders als an diversen Stellen im Web heute zu lesen ist, grundsätzlich nichts einzuwenden. In einem Gastbeitrag für "epd Medien" kritisieren Tobias Schmid und seine Stellvertreterin Petra Gerlach, bei der Mediengruppe RTL für den Bereich Medienpolitik zuständig, vielmehr die Entscheidung der Medienhüter in diesem Zusammenhang.

Das zentrale Aufsichtsgremium ZAK hatte im September nämlich beschlossen, dass es nicht mit der Lizenz eines bundesweit ausgestrahlten Programms vereinbar sei, regionale Werbefenster auszustrahlen, da über die gesetzlichen Regelungen in den einzelnen Ländern zu beraten sei. Als Folge muss ProSiebenSat.1 nun also in den einzelnen Ländern regionale Lizenzanträge für seine bundesweiten Programme stellen und hat dies in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen dem Bericht zufolge auch bereits getan.

Genau vor diesem durch die Medienhüter erzwungenen Weg warnen Schmid und Gerlach nun aber. Damit erreiche ProSiebenSat.1 zunächst zwar sein Ziel, regionale Werbung zu ermöglichen, als "positivem Nebeneffekt" würde ProSiebenSat.1 aber "all jene Lästigkeiten, die so maßgeblich den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens schmälern, mit einem Schlag" los. Aus Sicht der Mediengruppe RTL Deutschland würde ProSiebenSat.1 nämlich mit den regionalen Lizenzen den Status eines Vollprogramms aufgeben und sich damit Pflichten wie der Ausstrahlung von Regionalfenstern oder Informationsprogrammen entledigen. Damit wäre "der Weg frei für ein durch und durch kommerzielles, gewinnorientiertes Programm", so Schmid. Diskussionen über Nachrichten bei Privatsendern könnten ProSiebenSat.1 dann "in Zukunft kalt lassen".

Auch wenn die Warnung vor einem rein kommerziellen Programm aus dem Hause RTL im ersten Moment etwas absurd klingen mag: In der Tat leistet sich RTL ein deutlich größeres Informationsangebot als die Konkurrenz aus Unterföhring. Daran wolle man auch in Zukunft nichts ändern: "Die Mediengruppe RTL Deutschland bekennt sich bis auf weiteres ausdrücklich zu ihrer für den Rundfunk systemimmanenten meinungsbildenden und Demokratie fördernden Funktion innerhalb der Gesellschaft, die ein erhöhtes Regulierungsniveau möglicherweise sogar zu rechtfertigen vermag", schreiben die beiden, die damit auch das Thema "Anreizregulierung" wieder auf den Plan holen. Da etwa Nachrichtensendungen nur eingeschränkt durch Werbung unterbrochen werden dürften, fordern sie auch besondere Privilegien wie einen Must-Carry- oder Must-be-found-Status für einen Sender wie n-tv.