Der ehemalige RTL-Chef Gerhard Zeiler, der sich seit kurzer Zeit bei Turner um das internationale Geschäft kümmert, rechnet dem Pay-TV für die Zukunft große Chancen zu. Im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" betonte er nun, wie schon bei seiner Rede auf den Medientagen München, dass lokaler Content für den Erfolg wichtig sei. "Ich glaube, das ist ein Teil der Entwicklung, die die ganze Pay-TV-Industrie mitmachen muss", sagte Zeiler. "Wir wissen, dass deutscher Content, deutsche Programme mit lokalen Gesichtern und deutschem Storytelling - dass all das auch ein Unterscheidungsmerkmal zum Free-TV sein wird, und unter anderem das ist, was uns bekannt und erfolgreich macht."

Das habe man in Deutschland bisher noch nicht so gesehen, weil der Pay-TV-Marke noch nicht so ausgeprägt sei wie in anderen Ländern. Im Bezahlfernsehen seien generell andere Serien erfolgreich als im frei empfangbaren Programm. So mutmaßt, dass etwa "Die Sopranos" und "Boardwalk Empire" auch im amerikanischen Free-TV wahrscheinlich keinen Erfolg gehabt hätten. "Weil diese Serien anders sind. Große Sender wie RTL und ProSieben können keine Nischenprogramme machen. Die Sopranos wären weder bei NBC noch bei ABC noch bei CBS massentauglich gewesen, oder eben erst in der achten Staffel."

Weiter sagte Zeiler: "Dass Serien im Free-TV nach nur drei Folgen verschwinden oder ins Nachtprogramm rücken, nur weil sie eine Quote von neun Prozent statt von elf haben - damit sind eben neun Prozent der Zuschauer unzufrieden." Genau darin sieht der ehemalige RTL-Boss nun eine Chance für das Bezahlfernsehen, wo eine größere Risikobereitschaft vorhanden sei. Doch letztlich bedarf es auch zusätzlicher Werbeeinnahmen. "Eine Pay-TV-Industrie, die eine Verbreitung vom 30 bis 40 Prozent hat, kann sich nicht nur auf Einnahmen aus den Abonnements verlassen, sondern auch auf die Werbung, natürlich", sagte Gerhard Zeiler im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".

Dort gibt es hierzulande seiner Meinung nach allerdings noch Nachholbedarf. "In Deutschland, wo wir eine Pay-TV-Verbreitung von circa 15 Prozent haben, ist die zweite Säule noch nicht so stark ausgeprägt. In vielen anderen Ländern ist das anders." Zugleich unterstrich er allerdings, dass Unterbrecherwerbung wie im Free-TV auf den Turner-Sendern nicht geplant sei. Derzeit werde das Free-TV von den Werbetreibenden ohnehin noch stärker bevorzugt. "Es gibt viele Experten, die sagen, dass in Westeuropa die Gesamtwachstumsrate von Fernsehwerbung nicht mehr über die Inflationsrate hinausgehen wird, aber es gibt auch so was wie einen Verdrängungswettbewerb innerhalb des Mediums, und das ist eine Chance für Pay-TV."

Mehr zum Thema