Es gilt seit vielen Jahren geradezu als Binsenweisheit beim Deutschen Comedypreis: Wer leer ausgeht, muss nicht traurig sein. Der nächste Preis kommt bestimmt, schließlich ist die Branche letztlich so überschaubar, dass man kaum drum herum kommt, irgendwann in irgendeiner Kategorie als Sieger vom Platz zu gehen. Insofern war es natürlich auch diesmal nicht überraschend, dass es die bekannten Gesichter waren, die die Comedypreise mit nach Hause nahmen. Es fehlte schlicht meist auch an frischer Konkurrenz.
Und so dürfte Oliver Welke auch vielen aus der eigenen Branche aus dem Herzen gesprochen haben, als er in seiner Dankesrede für die vierte Auszeichnung in Folge für die "heute-show" als beste Comedy-Show sagte, dass er hoffe, dass diese jahrelange Serie an Siegen doch vor allem ein Ansporn für alle Senderverantwortlichen sein müsste, wieder deutlich mehr neue Comedyformate ins Programm zu nehmen. Vor allem: Formate, die aus etwas mehr bestehen als einem Rahmen für die Auftritte mehrer Comedians. Gerade die Privatsender haben da in den letzten Jahren nicht allzu viel hervorgebracht, die Öffentlich-Rechtlichen trauen sich häufig nur in den Dritten oder den kleinen Beibooten wie ZDFneo oder ZDFkultur.
Ein zumindest fürs deutsche Fernsehen neues Format gab's für die "heute-show" allerdings als Konkurrent: Die Experimente-Show "Nicht nachmachen!" mit Wigald Boning und Bernhard Hoëcker. Die ging allerdings leer aus. Die Produzenten werden's verschmerzen können: Wie hinter der "heute-show" steckt auch hinter "Nicht nachmachen!" Prime Productions. Überhaupt war es ein Comedy-Preis, der von Doppelpacks geprägt war.
Oliver Welke etwa bekam nicht nur für die "heute-show" einen Preis, sondern wurde auch noch als bester Komiker ausgezeichnet - was dieser amüsiert zur Kenntnis nahm, nachdem die "heute-show" kürzlich noch mit einem Journalistenpreis ausgezeichnet worden war: "Dann bin ich jetzt also Komiker. Ich bin gespannt, welche Umschulungen mir noch bevorstehen." Auch der "heute-show"-Comedian Olaf Schubert bekam noch einen zweiten Preis: Er hatte nach Ansicht der Jury mit "Meine Kämpfe" auf RTL das beste TV-Soloprogramm abgeliefert.
Weitere Doppelpacks gefällig? Bjarne Mädel wurde als bester Schauspieler ausgezeichnet, zudem erhielt die kleine, feine NDR-Produktion "Der Tatortreiniger" weitere Kritiker-Ehren und den Preis als beste Comedyserie. Ein Doppelpack für Mädel wäre es auch bei einem anderen Sieger in dieser Kategorie geworden: Auch "Stromberg" war nominiert - beide Serien übrigens vom gleichen Regisseur Arne Feldhusen. Martina Hill bekam nach 2009 und 2011 zum dritten Mal den Comedypreis als beste Schauspielerin, zusätzlich wurde "Knallerfrauen" als beste Sketch-Comedy ausgezeichnet - und verhinderte damit den sechsten Sieg von "Ladykracher".
Immerhin zum vierten Mal in Folge bekam Cindy aus Marzahn den Preis als beste Komikerin. Doch es ist nicht so, dass sich beim Comedypreis nie etwas ändert. Das zeigt der Blick auf die Kategorie Erfolgreichster Live-Act, in der nicht die Jury, sondern rein die Ticket-Verkäufe entscheiden und die man eigentlich getrost bislang Jahr für Jahr Mario Barth zuschreiben konnte. 2005 war das so, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010 und 2011 ebenfalls. Und 2012? Da ging der Preis an Bülent Ceylan, der folgerichtig kommentierte: "Ich habe den Mario-Barth-Preis gewonnen" - ehe er mit seiner endlosen Dankesrede, die im TV nicht ganz zu hören sein dürfte, die Geduld der Anwesenden auf eine harte Probe stellte. Insofern war man vor Ort ganz froh, dass er in den beiden anderen Kategorien, in denen er nominiert war, leer ausging.
Weitere Preise gab es für "Elton vs. Simon - Die Live Show" als bests Comedy-Event und für die ZDF-Komödie "Stankowskis Millionen" mit Wolfgang Stumph als beste TV-Komödie. Als bester Newcomer wurde David Werker ausgezeichnet, als erfolgreichste Kinokomödie "Türkisch für Anfänger". Und dann gab es noch ein paar besondere Ehrungen: Einen Sonderpreis erhielt Thomas Hermanns, der vor 20 Jahren den "Quatsch Comedy Club" mit aus der Taufe gehoben hatte und die Comedyszene in ihrer heutigen Form wohl erst ermöglichte. "Ohne Thomas Hermanns währen viele von uns nicht das, was sie heute sind", fasste Michael Mittermeier in seiner Laudatio zusammen. Thomas Hermanns bedankte sich gewohnt unprätentiös mit seiner ganz eigenen "Thank you for the music"-Version.
Der eigentliche Ehrenpreis ging aber an Gaby Köster, die 2008 von einem Schlaganfall plötzlich aus ihrem gewohnten Leben gerissen worden war und sich nun langsam in die Öffentlichkeit zurücktastet (Eigener Artikel). Und dann war da auch noch Dirk Bach. "Alle sind wieder gekommen. Nur ein Stammgast fehlt", moderierte Moderator Dieter Nuhr einen Einspieler an, der allerdings seltsam improvisiert wirkte. Etwas mehr hätte man sich nach dem plötzlichen Tod Dirk Bachs da schon gewünscht.
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