Nach dem "Hamburger Abendblatt" will Axel Springer nun auch beim Internet-Angebot seiner Tageszeitung "Die Welt" die Bezahlschranke senken. "Wir wollen mit dem Online-Auftritt der 'Welt' bis zum Ende des Jahres startklar sein für die Umwandlung in ein Bezahlmodell", kündigte der Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner gegenüber "Reuters" an. Anders als beim "Abendblatt", wo Leser für lokale Themen zahlen müssen, will sich Springer bei der "Welt" am Online-Modell der "New York Times" orientieren.

Dort sind zunächst einige Artikel kostenlos abrufbar - wer mehr lesen will, muss allerdings in die Tasche greifen. Im kommenden Jahr sollen weitere Angebote folgen. Ganz ohne Risiko ist die Umstellung allerdings nicht, wie auch Döpfner weiß. Mit Blick auf die vorherrschende Gratiskultur könne er "nicht garantieren, dass es klappt". Heute sei er allerdings zuversichtlicher als noch vor ein oder zwei Jahren. Er erkenne in der Branche immerhin einen "wachsenden Konsens" für die Idee, "dauerhaft Freibier auszuschenken, ad acta zu legen". Döpfner: "Wir verteidigen nicht die gedruckte Zeitung, wir verteidigen den Journalismus."

Ein Ende des Printjournalismus sieht der Springer-Chef derweil noch nicht gekommen - was angesichts nach wie vor guter Geschäftszahlen in diesem Bereich auch nicht verwunderlich sein dürfte, wenngleich auch Springer mit sinkenden Absatzzahlen zu kämpfen hat - beispielsweise bei der "Bild"-Zeitung. Optimistisch ist Mathias Döpfner aber trotzdem: "Die goldenen Zeiten des Zeitungsgeschäfts sind vorbei, aber die silbernen können auch noch ganz schön sein."