Trauer um Wolfgang Menge: Der Film- und Fernsehautor ist am Mittwoch im Alter von 88 Jahren in seiner Heimatstadt Berlin gestorben. Menge schrieb nicht zuletzt in den 70er Jahren Fernsehgeschichte mit seiner Serie "Ein Herz und eine Seele", die dank der Hauptfigur Ekel Alfred einen bis heute anhaltenden Kultustatus erlangte. Auch für den Fernsehfilm "Das Millionenspiel" zeichnete er als Drehbuchautor verantwortlich - die darin gezeigte Show wirkte so authentisch, dass viele ARD-Zuschauer dachten, sie sähen eine echte Menschenjagd. "Das Millionenspiel" nahm viele spätere Entwicklungen des deutschen Fernsehens vorweg, wie etwa den zunehmenden Quotendruck oder eine größer werdende Sensationslust.

Zunächst hatte Wolfgang Menge allerdings als Journalist gearbeitet, bevor er sich einen Namen als Autor für Hörfunk und Fernsehen machte. Ab den 60er Jahren widmete er sich dem Schreiben von Drehbüchern und war unter anderem für die Krimireihen "Stahlnetz" und "Tatort" verantwortlich. Für den WDR realisierte er nicht nur "Ein Herz und eine Seele" und "Das Millionenspiel", sondern auch weitere Fernsehfilme und Mehrteiler, darunter "Die Dubrow-Krise" (1969), "Smog" (1975), "So lebten sie alle Tage" (1984), "Kennwort Möwe" (1986) und "Ende der Unschuld" (1991). Menge war darüber hinaus einer der Mitbegründer der Radio Bremen-Talkshow "3 nach 9", die er acht Jahre lang moderierte. Für seine Arbeit erhielt Wolfgang Menge zahlreiche Preise, darunter gleich mehrfach den Adolf-Grimme-Preis. 2001 wurde er beim Deutschen Fernsehpreis mit dem Ehrenpreis der Stifter ausgezeichnet.

WDR-Intendantin Monika Piel würdigte Menge am Donnerstag als "ganz Großen der deutschen Fernsehunterhaltung". "Im Laufe vieler Jahre hat Menge ein Lebenswerk geschaffen, das im deutschen Fernsehen seinesgleichen sucht. Eine lange und ausgesprochen kreative Zusammenarbeit verband ihn mit dem WDR. Meilensteine dieser Zusammenarbeit waren die ebenso mutige wie weitblickende Satire 'Millionenspiel' und so herausragende Fernsehfilme wie "Smog" oder sein letztes Werk 'Kelly Bastian'", sagte Piel. "Unvergessen aber wird er dem Publikum bleiben als Schöpfer von Ekel Alfred. Scharfzüngig, witzig und zuweilen politisch unkorrekt, hat die Serie 'Ein Herz und eine Seele' bis heute nichts von ihrem Charme verloren und zeigt eindrucksvoll, wie niveauvolle Unterhaltung und ein Erfolg beim breiten Publikum zusammengehen können."

"Wolfgang Menge war ein Schwergewicht des Leichten, der Unterhaltung im Fernsehen", sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres. "Mit der Serie 'Ein Herz und eine Seele' und dem legendären TV-Nörgler Ekel Alfred hat er der deutschen Gesellschaft in den 70er Jahren einen Spiegel vorgehalten, in dem sie sich selbst erkennen und zugleich über sich lachen konnte. Menge hat das ARD-Hauptprogramm mit seinen Erfindungen entscheidend geprägt und bereichert: Er konzipierte die 'Stahlnetz'-Reihe und erfand die Figur des 'james-bondigen' Zollfahnders Kressin für den 'Tatort'." Dabei sei er nicht nur ein phantasievoller Geschichtenerzähler, sondern auch ein Visionär gewesen. "Sein Dokumentarspiel 'Smog' thematisierte die Folgen einer Umweltkatastrophe lange vor der Ökobewegung, die Fernseh-Parodie 'Das Millionenspiel' den menschenverachtenden Voyeurismus lange vor quotenorientiertem Sensationsfernsehen und Reality-TV."

Radio Bremen-Intendant Jan Metzger würdigte Menge als eine prägende Persönlichkeit des deutschen Fernsehens: "Er war ein Autor und Moderator, der für das Fernsehen handwerkliche und moralische Maßstäbe gesetzt hat. Er hat das Publikum ernst genommen und gefordert. Bei ihm durfte man mitdenken und wurde gleichzeitig auch noch gut unterhalten. Auch wie er unsere kleine Talkshow moderiert hat, war große Kunst." Das Erste wird anlässlich von Menges Tod am Samstag zur Mittagszeit zwei Folgen von "Ein Herz und eine Seele" zeigen. Um 12:03 Uhr gibt es die Episode "Besuch aus der Ostzone" zu sehen, um 12:50 Uhr folgt schließlich "Schlusswort".

Bereits am Donnerstag wird das WDR Fernsehen um 23:15 Uhr "Das Millionenspiel" wiederholen. Am Sonntag ist um 23:20 Uhr eine Folge von "Ein Herz und eine Seele" zu sehen. Das NDR Fernsehen zeigt in der Nacht von Freitag auf Samstag ab 0:30 Uhr "3 nach 9 Classics" mit Wolfgang Menge. Anschließend, gibt laufen "Meine Lachgeschichte: Ein Herz und eine Seele", "Motzki: Der Sarg" und "Stahlnetz: Das Haus an der Stör". Zuvor ändert auch das RBB Fernsehen anlässlich von Menges Tod sein Programm. Dort läuft "Meine Lachgeschichte" am Freitag bereits um 21:00 Uhr, ab Mitternacht folgen schließlich Ausschnitte aus Talkshows mit Wolfgang Menge sowie die Sendung "Zur Person - Wolfgang Menge".