Und plötzlich tauchte in einer Szene der NSU-Terrorist Uwe Mundlos auf: Reichlich Fragezeichen wirft eine inzwischen fast elf Jahre "Tatort"-Folge auf, in der in eine gestellte BKA-Akte ein reales Fahndungsfoto montiert worden war - dass es ausgerechnet der Jahre später für Schlagzeilen sorgende Terrorist des "Nationalsozialistischen Untergrunds" war, der sich im "Tatort" mit dem Titel "Bestien" kurzzeitig im Bild befand, sorgt nun für so manches Stirnrunzeln. "Ich bin fast vom Glauben abgefallen: Es ist Mundlos", sagte Sonja Goslicki von der Produktionsfirma Colonia Media gegenüber "Spiegel Online" zu dem erst jetzt bekannt gewordenen Zufall.
Nun, mehr als zehn Jahre später, versucht man dem Rätsel, wie der damals weitgehend unbekannte Mann zwischen mehreren Schauspieler-Fotos in die "Tatort"-Akte gelangte, auf die Schliche zu kommen. Einen Erklärungsversuch hat Goslicki bereits: "Zu der Zeit hat man tatsächlich Requisiten, wie die in 'Bestien' zu sehenden Akten, im wahrsten Sinne des Wortes zusammengebastelt." Eine Praktikantin habe nach Angaben des damaligen Requisiteurs die fiktiven Akten aus Archivmaterial zusammenkopiert - und irgendwie muss damals das Foto von Mundlos hineingeraten sein.
"Die junge Mitarbeiterin ist wohl davon ausgegangen, dass es sich um ein Foto eines Mitarbeiters gehandelt hat", erklärte Produzentin Goslicki im Gespräch mit "Spiegel Online". Für gewöhnlich werden bei solchen "Fahndungsakten" im "Tatort" Fotos von Mitarbeitern genommen - dass es auf diesem Weg ausgerechnet ein späterer Terrorist in eine Folge der Krimireihe schaffte, ist schlicht reiner Zufall. Zum damaligen Zeitpunkt hatte der Mann, der im vergangenen Jahr tot in einem Wohnwagen gefunden wurde, jedenfalls in der Öffentlichkeit kaum Beachtung erhalten.
Das im "Tatort" gezeigte Fahndungsbild entstand nach Angaben von "Spiegel Online" im Jahr 1998 und war daraufhin einzig auf der BKA-Website und in der "Ostthüringer Zeitung" zu sehen. Zum Zeitpunkt der Ausstrahlung sollen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt bereits vier türkischstämmige Kleinunternehmer erschossen haben, allerdings war damals noch völlig unklar, wer die mutmaßlichen Täter waren. Der "Tatort: Bestien" behandelte übrigens ein äußerst sensibles Thema: Eine Mutter bringt den Täter um, der ihre Tochter vergewaltigt hat - und der Kölner Kommissar Max Ballauf vernichtet daraufhin ein Beweismittel, sodass es nicht zur Mordanklage kommt. Mehr als neun Millionen Zuschauer hatten damals zugesehen.