Mit dem "TV total Quizboxen" wird Stefan Raab im Oktober seine Premiere feiern, doch darüber hinaus hat der Moderator in diesem Jahr noch deutlich Größeres vor. "Ich will die einzige relevante Talkshow im Privatfernsehen machen", kündigte er nun in einem Interview mit dem "Spiegel" an. Das ist allerdings keineswegs einfach nur dahergesagt: Es gibt bereits konkrete Planungen. ProSieben wird für das neue Format, das den Titel "Absolute Mehrheit" tragen wird, sogar einen seiner erfolgreichsten Sendeplätze freiräumen, was freilich nicht ganz ohne Risiko ist.
Ab dem 11. November wird ProSieben nach dem Blockbuster jeweils etwa einmal monatlich den Polittalk mit Raab ausstrahlen - Raab tritt damit also zugleich ins Schlagzeilen-trächtig Duell mit Günther Jauch. Man dürfe "solche politischen Gesprächsrunden nicht den öffentlich-rechtlichen Sendern überlassen. Sonst kann man auch den Hund den Wurstvorrat bewachen lassen", betonte Raab, für den die neue Show "eine Herausforderung" darstellt, wie er sagt. Er glaube aber, "dass man die jungen Zielgruppen mit solchen Formaten wieder für Politik interessieren kann".
Im Unterschied zu den gewohnten Talkshows sollen in Raabs Sendung drei Berufpolitiker, ein Promi und Normalbürger gemeinsam in der Runde sitzen. Nacheinander soll über vier gesellschaftlich relevante Themen diskutiert werden. Die Zuschauer haben dabei die Möglichkeit, telefonisch ihre Sympathien für die einzelnen Diskussionsteilnehmer zu bezeugen. Schafft einer von Raabs Gästen es am Ende, mehr als 50 Prozent der Zuschauerstimmen zu erringen, erhält er als Siegprämie 100.000 Euro - daher auch der Titel der Show, die den Untertitel "Meinung muss sich wieder lohnen" tragen wird.
Nun muss nur noch die Berliner Politik mitspielen. Doch davon ist Raab überzeugt: "Wenn einer wie der CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt bei uns 100.000 Euro abräumt, wäre er doch im Berliner Betrieb zwei Wochen lang King of Kotelett." Und auch sonst sieht Raab in seinem Konzept Vorteile: "Während die anderen Talks alles völlig ergebnislos vor sich hin diskutieren, wissen Sie bei uns am Ende künftig wenigstens, welche Meinung die Masse der Zuschauer hat. Ehrlich gesagt wundere ich mich, dass das bisher noch niemand gemacht hat", sagte der Moderator im "Spiegel" und kündigt zugleich einen Angriff auf Günther Jauch an, der mit mehr als vier Millionen Zuschauern derzeit Platzhirsch ist.
Doch Stefan Raab hat mit "Absolute Mehrheit" ohnehin andere Zuschauergruppen im Blick als der ARD-Talker. "Herr Jauch hat in unseren Zielgruppen einen recht überschaubaren Marktanteil. Wir wollen ihn da natürlich schlagen", betonte Raab und fügte hinzu: "Wir werden es am Anfang nicht einfach haben. Aber nicht, weil unser Konzept absurd wäre, sondern weil es so neu und deshalb riskant ist." Und so darf man gespannt sein, wie sich Raab in diesem ohne Zweifel spannenden Umfeld schlagen wird. Ganz neu ist sein Einstieg in den Politikbereich aber nicht: Mit der "TV total Bundestagswahl" schaffte er es schon einmal auf respektable Art und Weise, das junge Publikum für Politik zu begeistern. Dass andere Talks "einen bisher oft ins Koma senden, heißt ja nicht, dass das nicht spannender geht", so Raab.