Günther Jauch, Sandra Maischberger und Reinhold Beckmann sind bereits aus der Sommerpause zurückgekehrt, am Mittwoch folgt nun auch Anne Will. Sie geht in ihr zweites Jahr auf dem Sendeplatz am Mittwochabend im Ersten und hat sich dort inzwischen offenkundig recht gut eingelebt. "Die Zeit des Probierens ist vorbei. Jetzt zünden wir die zweite Stufe", sagte sie in einem Interview mit dem "Tagesspiegel". Allzu viel Neues will sie jedoch nicht wagen. "Alles, fast allen bleibt, wie es ist. Weil es sich bewährt hat. Im Grunde genommen sind wir zum klassischen Format der politischen Talkshow zurückgekehrt." Schnell habe sich herausgestellt, dass die Zuschauer aktuelles Arbeiten von der Sendung erwarten.

"Wir haben am Mittwochabend in der Regel die zweithöchste Einschaltquote im Ersten. Das bedeutet, dass wir unabhängig vom Vorlauf bewusst eingeschaltet werden. Das ist das beste Kompliment, das man uns machen kann." Ohne Zuschauer geht es jedenfalls nicht, weiß auch Will. "Wenn Sie nicht gesehen werden, dann dringen Sie mit Ihren Themen nicht durch. Dann können Sie Ihren Talk auch per Kassette an Interessierte verschicken, das kommt billiger. Nein, natürlich, wir brauchen eine gute Quote. Aber die kriegen wir nur, wenn wir relevante Themen behandeln. Quote nur um der Quote willen? Nicht mit mir. Das werden Sie mir auch nicht nachweisen können."

In ihrer Sendung sei unter anderem als erstes über Christian Wulff, die Piratenpartei und Syrien gesprochen worden, betonte die Talkmasterin im "Tagesspiegel". Will: "Alles hoch relevant. Wenn wir dann auch noch viele Zuschauer haben, dann freu' ich mich einen Ast." Dass immer wieder darüber diskutiert wird, eine der Talkshows aus dem Programm zu nehmen, kann sie indes nicht verstehen. "Ich freue mich aber darüber, dass sie so herausgehoben wahrgenommen werden. Das zeigt doch, dass das Interesse an diesen Sendungen nach wie vor groß ist. Aber wenn plötzlich allerorts von einer Talkshowschwemme die Rede ist, obwohl die Zahl nur von vier auf fünf erhöht wurde, dann stehe ich vor einem Rätsel."

Kritik am Talk-Genre lässt Anne Will jedenfalls nicht gelten. "Es gibt die Ansicht, Talkshows seien lässig zusammengestrickte Plauderrunden mit Kaffeeklatschcharme. Das ist, gelinde gesagt, eine Frechheit. Es gehört eine Menge Arbeit dazu, eine Talkshow wie unsere zu stemmen." Zur Kritik, sie und ihre Kollegen hätten immer dasselbe Thema und die gleichen Gäste, sagte Will: "Die Profile könnten noch klarer werden, stimmt. Die Abgrenzung könnte schärfer sein. Aber es war für uns alle auch nicht einfach. Jeder musste sich erst einmal mit seinem neuen Sendeplatz arrangieren. Auch wir wussten ja nach dem Umzug vom Sonntag auf den Mittwoch nicht gleich, wie der Tag funktioniert und was das Publikum erwartet."

Nachrichtentechnsich, so die Moderatorin, sei der Mittwoch jedoch "gar nicht so übel". Eine Rückkehr auf den Sonntag ist für Will nicht denkbar: "Wir genießen immer noch alle sehr, wieder ein normales Wochenende zu haben. Das würde ich mir nicht mehr anders wünschen." Und auch mit einer Absetzung rechnet sie nicht, wie sie dem "Tagesspiegel" sagte: "Ich gehe davon aus, dass wir auch in den nächsten Jahren mit von der Partie sein werden."