Eigentlich sollte am Freitag der Prozess um das umstrittenene "Titanic"-Titelbild im Juli beginnen. Doch nun hat die Deutsche Bischofskonferenz überraschend erklärt, die Einstweilige Verfügung doch zurückziehen zu wollen. "Nach eingehenden Beratungen ist der Heilige Stuhl zur Entscheidung gelangt, eine Rücknahme des Antrags auf einstweilige Verfügung gegen den Titanic Verlag zu veranlassen", ließ die Deutsche Bischofskonferenz mitteilen, kündigte darüber hinaus aber an: "Zugleich werden weitere rechtliche Maßnahmen geprüft, um Angriffen auf die Würde des Papstes und der katholischen Kirche wirksam zu begegnen."
Die umstrittene Ausgabe darf dadurch also wieder verkauft werden - für "Titanic" ein voller Erfolg, nachdem das Magazin auch schon durch das Verbot in den vergangenen Wochen die zu erwartenden Schlagzeilen gut für sich zu nutzen wusste. Durch die Entscheidung der Kirche entfällt natürlich auch die Hauptverhandlung vor dem Landgericht Hamburg, wie das Satiremagazin "Titanic" erklärte. "Wir sehen uns in einer Tradition mit Giordano Bruno, Galileo Galilei und Margot Käßmann, die alle im Nachhinein Recht bekommen haben. Ob das 500 Jahre oder fünf Monate gedauert hat, ist vor der Ewigkeit ohne Bedeutung", sagte "Titanic"-Chefredakteur Leo Fischer.
Trotz der Absage des Prozesses wollen "Titanic" und die Satire-Partei "Die Partei" am Vormittag in Hamburg wie angekündigt den "Papst-Mittelaltermarkt" mit Pranger und einer symbolischen Hexenverbrennung vor dem Landgericht veranstalten. "Interessierte Bürger sollen sich so in die Lebenswelt des Papstes hineinversetzen können", kündigte "Titanic" bereits vor wenigen Tagen in diesem Zusammenhang an. Das zu erwartende Spektakel bleibt damit also trotz des überraschenden Rückziehers der Kirche also vermutlich trotzdem nicht an.
Das Juli-Cover von "Titanic" hatte Papst Benedikt mit einem gelben Fleck auf der Soutane gezeigt. Überschrieben war das Titelbild in Anlehnung an den sogenannten Vatileaks-Skandal mit den Worten: "Halleluja im Vatikan: Die undichte Stelle ist gefunden". Die Rückseite zeigte den Papst von hinten mit einem braunen Fleck und den Worten "Noch eine undichte Stelle gefunden!"