Wenn es der einst so prestigeträchtigen Rose d'Or an einem in den letzten Jahren nicht gefehlt hat, dann waren es Umwälzungen und Neupositionierungen. 2004 zog das Festival von Montreux nach Luzern, einige Jahre später ging der Betreiber pleite. Freddy Burger Management sprang ein und verordnete dem Festival eine Schrumpfkur - weg vom großen Glamour, der sich ohnehin nicht so recht einstellen wollte, hin zum beschaulichen Branchen-Treff. Es dauerte wieder nicht lange, bis Ringier das Ruder übernahm und sein Heil unter anderem wieder in der Öffnung fürs Publikum und der Verlegung des Termins vom Frühjahr in den Herbst suchte. Letzteres wurde postwendend wieder rückgängig gemacht, 2011 fiel das ganze Festival durch die Termin-Verlegung zurück ins Frühjahr komplett aus, erst in diesem Frühjahr ging's weiter.
Doch zur Ruhe kommt die Goldene Rose auch jetzt nicht. Ringier trennt sich zum 1. August nach drei Jahren bereits wieder von den Markenrechten an der Rose d'Or und überträgt sie an die European Broadcasting Union EBU, dem Zusammenschluss von 74 vorwiegend öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, an dem aus Deutschland ARD und ZDF beteiligt sind. Neben der Vermarktung ist die EBU dann auch für die Organisation und Durchführung des Festivals verantwortlich.
Erste Entscheidung: Die Rose d'Or wird nach über 50 Jahren im kommenden Jahr erstmals nicht mehr in der Schweiz verliehen. Stattdessen findet die nächste Verleihung in Brüssel statt. Die Rose d'Or wird dabei in alljährlich stattfindenen "Eurovision TV Summit" integriert, der - wie alle großen EBU-Events - jedes Jahr an einem anderen Ort veranstaltet. Ingrid Deltenre, Generaldirektorin der EBU, zum Kauf der Markenrechte: "Das Rose d’Or Festival steht für Qualität und innovative Unterhaltungswerte, welche die Grundlagen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bilden. Für die EBU ist es großartig, das Rose d’Or Festival übernommen zu haben, und wir freuen uns darauf, die Veranstaltung einem größeren europäischen Publikum zugänglich zu machen."
Der Rückzug von Ringier hat offiziell übrigens nichts mit dem Verlauf der letzten beiden vom Unternehmen ausgerichteten Festivals zu tun, sondern liege an der "Neuorganisation des Entertainment-Bereichs", wie es in einer Mitteilung heißt. Ringier-CEO Marc Walder zieht auch ein positives Fazit der letzten Rose d'Or-Jahre: "Ringier hat die Rose d'Or wieder als das platzieren können, was sie ist: eines der wichtigsten Fernsehunterhaltungs-Festivals überhaupt. Die EBU kann diesem Event nun die perfekte Plattform für eine große Zukunft bieten. Das freut mich." Allerdings bedeutet die Umorganisation wohl de facto eine Abschaffung des Festivals in der bisherigen Form. Die ohnehin antiquiert wirkenden Video-Kioske wird es wohl nicht mehr geben. "Um spannende Unterhaltungsformate zu sehen, braucht man heute nicht mehr zu reisen. Dafür haben wir unsere leistungsfaehige Webplattform konzipiert", heißt es dazu von der EBU.