Dieter Bohlen war auch im vergangenen Jahr der Mittelpunkt der beiden erfolgreichsten Castingshows im deutschen Fernsehen - und doch bleibt festzuhalten: Sowohl "Das Supertalent" als auch "DSDS" mussten Federn lassen. Die Art der Berichterstattung darüber fand Bohlen mit Blick auf die Quoten, von den "die meisten anderen nur träumen" könnten, allerdings unangebracht, wie er in einem Interview mit "kress" wissen lässt: "Ich find's etwas ungerecht, wenn bei solchen Zahlen gleich das Format runtergeschrieben wird. Wir sind immer noch das erfolgreichste reine Musikformat."

Den Rückgang erklärt Bohlen unter anderem durch die steigende Anzahl an Castingshows. "Wenn es 800 Casting-Shows gibt, hat jede einzelne nur noch 0,5 Prozent Marktanteil. Selbst die kleineren Sender haben ja inzwischen mit Casting angefangen. "My Name Is" oder "X Factor" oder sonstwas - das ist schlicht und einfach zu viel". Bohlen gab sich aber auch ein wenig selbstkritisch und räumte ein: "Wir müssen uns noch mehr Mühe geben, um auch weiter die Nummer eins zu bleiben".

Dass es bei der letzten "DSDS"-Staffel nach unten ging, hänge auch damit zusammen, dass es "nicht sonderlich viele Neuheiten" gegeben habe. "Wenn wir als Team nicht an Neuerungen arbeiten wie die Galeerensträflinge, dann ist ein Rückgang der Quoten eine Frage der Zeit." In der letzten Staffel seien viele Sachen nicht 100 Prozent auf den Punkt gewesen. Das soll sich nun wieder ändern, RTL hat schon eine umfassende Überarbeitung angekündigt. "Ist ja manchmal ganz gut, wenn man was vor den Kopf geballert kriegt. Vielleicht lief es in den Jahren davor einfach zu gut."

Große Neuerungen stehen bekanntlich aber nicht nur bei "DSDS" an, sondern auch beim "Supertalent", wo nun Thomas Gottschalk neben ihm in der Jury sitzen wird. Spekulationen, er habe ein Problem damit, die auch aufkamen, weil er sich mehrere Tage nicht geäußert hatte, weist Bohlen zurück. "Eigentlich wollte ich gar nichts dazu sagen, weil ich dachte: Ist doch prima, wenn wir diese Diskussion eine Woche vor der Sendung führen." Leider habe irgendjemand aber zu früh gequatscht. "Das hat mich als Marketingmensch total geärgert."

Die Zusammenarbeit mit Gottschalk wird aus Bohlens Sicht "prima funktionieren". Die Rollen sind dabei klar aufgeteilt: "Ich weiß nicht woran es liegt, aber die jungen Leute stehen nach wie vor unglaublich auf mich. (...) Thomas steht ein bisschen für die Älteren, die ja auch 'Wetten, dass..?' geguckt haben. Das zusammen ergibt eine spannende Rechnung", so Bohlen. Auf die Quote nach der ersten gemeinsamen Sendung warte er  jedenfalls mit größter Spannung: "Mal sehen, ob Thomas alle Leute von 'Wetten, dass..?' rüberzieht oder nur die vom ARD-Vorabend."

Spannend wird allerdings, ob Bohlen und Gottschalk wirklich so gut harmonieren werden. Denn Bohlen gibt - wenn auch eigentlich im Zusammenhang mit "DSDS" - im "kress"-Interview auch Folgendes zu bedenken: "Wenn ich mit vier Leuten in einem Boot unterwegs bin und der erste nach links will, der zweite nach rechts, der dritte nach vorn, der vierte nach hinten, dann passiert nichts. Man bleibt exakt auf der Stelle stehen. Da ist es besser, nur einen Kapitän zu haben, der die Richtung vorgibt. Der muss dann auch die Verantwortung zu übernehmen." Es wird spannend, ob beim "Supertalent" Bohlen oder Gottschalk die Kapitänsmütze auf haben wird - oder ob sich beide zurücknehmen können. Denn Reibungspunkte sind in jedem Fall vorprogrammiert, schließlich räumt auch Bohlen: "Ich glaube schon, dass Thomas ein anderes moralisches Empfinden hat als ich."