Erst Jogi Löws Balljungen-Streich, dann die falschen Tränen im Halbfinale: Die Uefa hat sich in den vergangenen Wochen bei ihren Live-Übertragungen der Fußball-Europameisterschaft nicht mit Ruhm bekleckert. Nun hat sich auch der Aufsichtsrat von SportA, der gemeinsamen Sportrechteagentur von ARD und ZDF, in seiner Sitzung in Mainz mit den in die Übertragungen geschnittenen Szenen beschäftigt. Dabei machten ARD und ZDF deutlich, von der Uefa die Einhaltung journalistischer Standards bei Live-Übertragungen zu erwarten.
Die Einspielung der schon vor den Spielen entstandenen Aufzeichnungen in die Live-Übertragungen seien nicht akzeptabel, so die Intendantinnen und Intendanten von ARD und ZDF. Die beiden Vorfälle seien als Manipulation einzustufen. Ähnlich hatten sich im Vorfeld bereits die Programmverantwortlichen der Öffentlich-Rechtlichen geäußert. "Die Uefa muss dafür sorgen, dass Vorfälle dieser Art in Zukunft ausgeschlossen sind. Ansehen und Glaubwürdigkeit von ARD und ZDF dürfen nicht beschädigt werden", bekräftigte ZDF-Intendant Thomas Bellut.
Ulrich Wilhelm, der als Intendant des Bayerischen Rundfunks zugleich Sport-Intendant der ARD ist, erklärte: "Diese Vorfälle haben gezeigt, wie sensibel mit Bildern und Situationen bei Live-Übertragungen umgegangen werden muss. Wir werden dazu noch intensiver die Gespräche mit unseren nationalen und internationalen Vertragspartnern führen." Gegenüber "Spiegel Online" hatte die Uefa nach dem Italien-Spiel mitgeteilt, dass das TV-Team angewiesen worden sei, "solche Reaktionen nicht mehr als Wiederholungen direkt im Anschluss an eine Live-Aktion einzublenden, um falschen Eindrücken vorzubeugen". Unklar ist allerdings, warum sich die Verantwortlichen daran nicht gehalten haben.