Seit Beginn des Jahres berechnen wir einmal im Monat den "DWDL.de-Frische-Index", der angibt, welchen Anteil ihres Primetime-Programms (20.15 Uhr bis 0 Uhr) die große acht Sender eigentlich mit Erstausstrahlungen oder zumindest Free-TV-Premieren bestücken und wie viele Wiederholungen mangels frischer Ware eingestreut werden müssen. Der Juni war angesichts der Fußball-EM auch und gerade für die TV-Sender natürlich ein Ausnahme-Monat. Da gegen die Fußball-Übertragungen für gewöhnlich nicht viel auszurichten ist, fuhren die Sender ohne Übertragungsrechte die Zahl ihrer Erstausstrahlungen noch stärker zurück als ohnehin sonst im Sommer.

Keiner zog sich allerdings so weit zurück wie Sat.1, das schon im Mai eine Vollbremsung hingelegt hatte. Im Frische-Index vom Juni rutschte Sat.1 nun tatsächlich auf den letzten Platz. An Erstausstrahlungen blieb in der Fußball-Zeit kaum mehr als "Akte" und die über die im Rahmen der Drittsendeverpflichtung ausgestrahlten Sendungen "Planetopia" und "Spiegel TV Reportage" übrig. RTL hingegen zeigte sich wacker und bestritt trotz EM rund die Hälfte der Primetime-Sendezeit noch immer mit Erstausstrahlungen. Ähnlich wie bei ProSieben, das auf 29 Prozent kam, greift hier allerdings auch die Tatsache, dass diese Sender die EM-Zeit nutzten, um teils seit vielen Jahren herumliegende Filme, die es sonst wohl nie zu einer Primetime-Ausstrahlung auf einem großen Sender gebracht hätten, zu versenden.

Ganz vorn in der Tabelle finden sich naturgemäß die öffentlich-rechtlichen Sender, die die EM-Spiele im Programm hatten. Zwischen und dem Ersten und dem ZDF klafft allerdings eine gewaltige Lücke. Während das ZDF an Tagen, an denen Das Erste Fußball zeigte, meist auf kostengünstige Wiederholungen setzte, hatte Das Erste erstaunlich viele Erstausstrahlungen im Programm. Auch diverse Talker wie Günther Jauch oder Frank Plasberg mussten ungeachtet der EM ran.

DWDL.de-Frische-Index vom Juni 2012

  FIX-Punkte
Juni 2012
Vergleich
zum Vormonat
Jahres-Trend
Das Erste
79 von 100
-5 84 von 100
ZDF
64 von 100
-19
82 von 100
RTL
47 von 100
-22 72 von 100
ProSieben
29 von 100
-28 58 von 100
Vox
24 von 100
-18 41 von 100
RTL II
15 von 100 -28 37 von 100
kabel eins
14 von 100
-14 24 von 100
Sat.1
13 von 100
-23 49 von 100

Zum Schluss wie immer ein paar Anmerkungen zu den Daten: Über die Qualität des Programms sagt der Anteil der Erstausstrahlungen natürlich nicht unbedingt etwas aus, doch es ist trotzdem eines von mehreren Indizien, mit welchem Aufwand ein Programm derzeit betrieben wird. Zu beachten ist zudem: Der Frische-Index gibt einen Trend an, bildet die Situation aber nicht ganz genau ab. So gibt es beispielsweise einen systembedingten "Nachteil" für Das Erste und das ZDF: Aufgrund der Werbefreiheit müssen sie mehr eigenes Programm produzieren, um die Zeit zu füllen, während die Privatsender einen gar nicht so geringen Teil des Abends mit Werbeblöcken füllen. Eine Stunde Erstausstrahlung ohne Werbung im Ersten haben wir aber genauso gewertet wie eine Stunde Erstausstrahlung bei den Privaten mit Werbung. Dazu kommt, dass einige Privatsender tendenziell etwas weniger Werbung zeigen als andere - so etwa Vox, das Serien anders als beispielsweise RTL nicht immer bis zu einer festen Anfangszeit um "viertel nach" streckt.