Nun hat es Burda offiziell gemacht: Uli Baur gibt zum 1. Januar 2013 die Chefredaktion beim "Focus" an den bisherigen "Bild"-Vize Jörg Quoos, dessen Abschied vom Springer-Blatt bereits vor einiger Zeit bekanntgeworden war. Baur bleibt dem Heft allerdings verbunden und wird im Gegenzug Herausgeber neben Helmut Markwort. Zum angekündigten Abschied kommen aus München ganz harmonische Töne: "Er ist ein Mann der ersten Stunde, der den 'Focus' von Beginn an ganz verstanden hat. Ich freue mich, dass er als Herausgeber für die nötige Kontinuität sorgen wird", sagte Verleger Hubert Burda zu Baurs Abschied.
Verlagsvorstand Philipp Welte: "Uli Baur stand und steht für 'Focus' wie ein Fels in der Brandung, und das gerade auch in schwierigen Phasen wie den zurückliegenden Jahren." Deshalb sei es wichtig gewesen, ihn als Herausgeber zu halten: "Uli Baur war für 'Focus' immer ein Erfolgsgarant." Baur selbst trug Abschiedsabsichten offenbar schon länger mit sich: "Ich habe mich bereits vor längerer Zeit entschlossen, die Chefredaktion abzugeben, weil meine persönliche Lebensplanung nach fast 35 Jahren im aktuellen Journalismus etwas anderes vorsieht", erklärte Uli Baur, der seit der Entstehung für "Focus" mitverantwortlich zeichnet, davon acht Jahre als Chefredakteur. "Dennoch bin ich der Bitte des Vorstands nachgekommen, 'Focus' auch in den nächsten Jahren erhalten zu bleiben."
Nach Markworts Rückzug aus der Chefredaktion hatte Baur den "Focus" gemeinsam mit dem ehemaligen "Cicero"-Chefredakteur Wolfram Weimer geführt - doch nach nicht allzu langer Zeit nahm Weimer wegen unterschiedlicher Auffassungen seinen Hut. Auch in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" betonte Baur noch einmal, dass es für klar gewesen sei, Ende 2012 als Chefredakteur aufzuhören. Ursprünglich habe er sogar bereits 2009 aufhören wollen, doch der Vorstand habe ihn damals noch einmal umgestimmt. Nach seinem Rückzug aus der Chefredaktion will Uli Baur auch für Titel der Burda News Group beratend tätig sein. "Und vielleicht basteln wir auch noch einmal etwas Neues."
Zugleich wehrte sich Baur gegen den Vorwurf, der "Focus" sei beim Kioskverkauf nicht mehr erfolgreich. "Wir haben die Auflage in der harten Währung – dem Verkauf im Einzelhandel und am Kiosk – in den vergangenen sechs Quartalen fünf Mal gesteigert. Wir haben ein Plus bei den Anzeigenbuchungen und eine Reihe neuer monothematischer Magazine in den Markt gebracht wie 'Focus Spezial' oder 'Focus Gesundheit', die sich sehr gut verkaufen und ebenfalls schwarze Zahlen schreiben", so Baur in der "FAZ", der jedoch zugleich zugab: "Wir haben gegenüber dem Vorjahresquartal etwas an Auflage verloren. Aber das ist einem Sondereffekt geschuldet, da wir 2011 eine Jubiläumsausgabe zum Preis nur von einem Euro hatten, die sich enorm gut verkauft hat und die Auflage nach oben zog."
"Nie wieder Doppelspitze, es sei denn, ich mache mit einem Freund eine Kneipe auf."
Uli Baur, scheidender "Focus"-Chefredakteur
Eine Frage aber bleibt: Wie stark wird das Burda-Magazin in Zukunft seinen Schwerpunkt auf Berlin legen? Er und Burkhard Graßmann, Geschäftsführer der Burda News Group, seien sich darüber einig gewesen, "dass wir 'Focus' in Berlin stärken müssen, weil die Hauptstadt immer wichtiger wird, auch abseits des politischen Betriebs", sagte Baur. "Deswegen werden wir die Redaktion in Berlin in allen Bereichen aufrüsten. Bis Ende des Jahres sollen dort rund dreißig Kollegen arbeiten." Das Blatt soll nach den Aussagen des Noch-Chefredakteurs allerdings auch weiter in München gemacht werden.
Nun kommt also Jörg Quoos, der seit 2004 direkter Stellvertreter von "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann ist. Er kam 1992 nach Stationen bei der "Rhein-Neckar-Zeitung" (1985–1990) und der "B.Z." (1990–1992) als Ressortleiter zu "Bild". Von 1997 bis 2001 war er stellvertretender Chefredakteur für Politik und Wirtschaft, von 2001 bis 2004 Mitglied der Chefredaktion von "Bild" und "Bild am Sonntag", bis er dann 2004 Stellvertreter von Kai Diekmann wurde. Philipp Welte: "Jörg Quoos ist ein exzellenter Nachrichtenmann und ein hervorragend vernetzter Journalist." Spannend wird es nun allerdings zu beobachten, wie sich Markwort und Baur ab dem kommenden Jahr in die Angelegenheiten des neuen Chefredakteurs einmischen werden.
In der "FAZ" betonte Baur jedenfalls schon mal, dass der "Focus" keinen Kurswechsel brauche. Zuletzt war darüber spekuliert worden, das Magazin noch boulevardesker werden zu lassen. "Jörg Quoos kenne ich seit einigen Jahren. Er steht für klaren Nachrichtenjournalismus und war bei 'Bild' die meiste Zeit für Politik zuständig. Ich habe öfter mit ihm über 'Focus' gesprochen und weiß, dass er unser Magazin versteht. Ich bin mir daher sicher, dass er der richtige Mann ist und dass er sehr gut hier hinpasst", so Baur in der "FAZ". Über seine eigene Rolle sagte er: "Am Anfang werde ich ein aktiver Herausgeber sein, wenn Jörg Quoos das so will. Wann immer er mich braucht, werde ich zur Stelle sein. Aber Erfolge werde ich nicht mehr teilen, sondern stattdessen immer sagen: Das war der Quoos! Und wer mich kennt, weiß, dass ich das auch so meine."
Eine Rückkehr in die "Focus"-Chefredaktion wird es für Uli Baur allerdings nicht mehr geben - zumal er nach dem Experiment Weimer von einer Doppelspitze wohl erst mal genug hat, wie er sagt: "Was die Doppelspitze angeht: Die war seit 2004 mit Helmut Markwort und mir sehr erfolgreich. Die Fortsetzung mit Wolfram Weimer hat halt nicht funktioniert, weshalb ich mir vor einem Jahr geschworen habe: Nie wieder Doppelspitze, es sei denn, ich mache mit einem Freund eine Kneipe auf."