Gerade mal noch gut 540.000 Käufer fand der "Focus" im Schnitt im ersten Quartal dieses Jahres - ein äußerst ernüchternder Wert. das waren nicht nur rund 10,5 Prozent weniger als im Vorjahresquartal, sondern gleichzeitig die schwächste Auflage in einem ersten Quartal, soweit das Online-Archiv der IVW zurückreicht. Man lasse sich von diesen Zahlen "in keiner Weise beunruhigen", ließ Geschäftsführer Graßmann kürzlich mitteilen. Und. "Die Bodenbildung beim 'Focus' liegt hinter uns, nachdem wir fünf Quartale in Folge den Einzelverkauf steigern konnten."

 

Und doch lässt sich eine gewisse Unruhe beim "Focus" weiterhin nicht von der Hand weisen. Nach turbulenten Monaten, in denen Wolfram Weimer erst zum Chefredakteur ernannt wurde und nach Verwerfungen mit seinem Co Uli Baur binnen kürzester Zeit wieder seinen Hut nahm, kommen offenbar schon wieder Veränderungen auf das Magazin zu. Die "Berliner Zeitung" berichtet, dass der Verlag seinen Redakteuren zu Wochenbeginn per Email mitteilte, die Berliner Redaktion von 15 auf 30 Redakteure aufstocken zu wollen - und zwar "ressortübergreifend".

Auch Münchner Redakteure könnten sich für die Stellen bewerben. Es wird darüber spekuliert, dass der "Focus" über kurz oder lang komplett in die Hauptstadt ziehen könnte. Doch zuvor könnte bereits mal wieder ein neuer Weg eingeschlagen werden: Nachdem Wolfram Weimer dem Magazin einst mehr Relevanz verleihen wollte und sich im Zuge dessen deutlich von Servicethemen abwandte, steht nun womöglich ein erneuter Kurswechsel ins Haus. Diesmal könnte sich der "Focus" stärker in Richtung Boulevard entwickeln. Dafür spricht auch, dass einem "Meedia"-Bericht zufolge der bisherige "Bild"-Vize Jörg Quoos als neuer Chefredakteur im Gespräch ist.

"Bild" hatte kürzlich bekanntgegeben, dass Quoos die Zeitung zum Jahreswechsel auf eigenen Wunsch verlassen wird, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu widmen. Gut möglich also, dass Quoos der neue starke Mann beim "Focus" wird - zumal Uli Baur nach den jüngst bekanntgewordenen schlechten Verkaufszahlen unter Druck steht. Bei Burda hält man sich dazu noch bedeckt und spricht von "Branchengerüchte, die wir nicht bestätigen". Ein klares Dementi klingt gewiss anders.