Bei der Sichtung der Talkshows im Ersten zu Anfang des Jahres sei man "auf ein Zuviel des Gleichen gestoßen", urteilte der WDR-Rundfunkrat am Montag und forderte daher, die Zahl der Diskussionssendungen im Ersten zu reduzieren. Die bereits vor Monaten geäußerten Befürchtungen hätten sich "allesamt bestätigt". ARD-Chefredakteur Thomas Baumann, der innerhalb der ARD für die Talks zuständig ist, wies die Kritik am Dienstag umgehend zurück.
Außerdem seien auch während der Wulff-Affäre viele andere Themen behandelt worden, darunter etwa die Verschuldungskrise, der "braune Terror" der NSU und das Unglück der Costa Concordia. Gleichzeitig hatte der WDR-Rundfunkrat aber auch kritisiert, dass immer nur aktuelle Themen behandelt würden. Auch das wollte Baumann so nicht stehen lassen: . "Unsere Sendungen springen keineswegs nur auf vorhandene Themen auf, sie setzen unabhängig von der Nachrichtenlage auch selbst eigene Themen". Als Beispiele nannte er Talks über Themen wie "Albtraum Pflege", "Gerät Auschwitz in Vergessenheit"? "Warum gibt es so viele Bildungsverlierer in Deutschland?", "Wer versagt beim Kinderschutz?" oder "Hat die Kirche noch Antworten?".
Gegen eine Reduzierung spreche auch die Tatsache, dass vier der fünf Talks in diesem Jahr deutlich ansteigende Quoten vorweisen können. Den Vorschlag, mehrere Sendungen könnten sich einen Sendeplatz teilen, wies Baumann als völlig ungeeignet zurück. "Bei den Gesprächssendungen prägen Köpfe das Programm. Diese Wirkung droht zu verpuffen, wenn man an der Frequenz unserer Sendungen herumschrauben würde. Im Übrigen müssten die Produzenten für die Hälfte der Sendungen ebenso viel Personal vorhalten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein solches Modell bezahlbar wäre", sagt Baumann.