Wer am Dienstagabend um 19.20 Uhr "Gottschalk live" im Ersten sah, erlebte einen Etikettenschwindel der doppelten Art. Schon vergangene Woche wurde aus "produktionstechnischen Gründen" aus der Live-Show am Vorabend eine voraufgezeichnete Sendung. Eigentlich nur für eine Woche, beteuerten alle Beteiligten. Doch wer die Sendung am Dienstag sah, merkte schnell, dass auch diese Sendung nicht live war. Doch damit nicht genug: Es war ein Zusammenschnitt von zwei Aufzeichnungen aus den Vorwochen, die noch im Archiv lagen.
Zu Gast in der Sendung vom Dienstag waren die sogenannte "Turn-Oma" Johanna Quaas und Bud Spencer. Doch keiner der beiden Gäste war am Dienstag im Berliner Studio von "Gottschalk Live". Die "Turn-Oma" wurde schon für den Donnerstag vor Ostern angekündigt, doch fand dann durch das längere Gespräch zwischen Thomas Gottschalk und Günther Jauch keinen Platz mehr in der Show. Aufgezeichnet wurde sie trotzdem. Und Bud Spencer war bereits in der vorletzten Woche zu Gast im "Gottschalk Live"-Studio. Und das konnte der aufmerksame Zuschauer am Dienstagabend auch beobachten.
Denn die zusammengebastelte "Gottschalk Live"-Sendung vom Dienstagabend war nicht nur auffällig geschnitten und damit offensichtlich nicht live: Beim Talk mit "Turn-Oma" Johanna Quaas saß Gottschalk im fertig umgebauten Studio auf neuem Stuhl am neuen Schreibtisch. Doch bei Bud Spencer war noch die ursprüngliche Studio-Ausstattung zu erkennen und das obwohl absichtlich mit Nahaufnahmen verhindert werden sollte, dass es zu offensichtlich ist. Doch ganz geschafft hat man es nicht, wie der Bildervergleich zeigt.
Auf Facebook und Twitter wurde weniger dieses Detail als die generellen Schnitte in der Show bemerkt und dutzendfach nachgefragt, ob die Sendung auch in dieser Woche noch voraufgezeichnet werde. Eine Antwort darauf gab es vom Produktionsteam von "Gottschalk Live" jedoch nicht. Auf DWDL.de-Anfrage am Mittwoch heißt es jetzt jedoch aus Berlin: Aus produktionstechnischen Gründen sei man auch diese Woche nur live on tape. Möglicherweise gibt es sogar gar keine Rückkehr zur Live-Show, weil so verhindert werden soll, dass Sponsoren-Hinweise durch nicht genau getimte Sendungen untergehen. Blöd natürlich, dass die Sendung "Gottschalk live" heißt. Aber wenn es denn dann auch wenigstens live on tape wäre. Die Sendung am Dienstag war jedoch Schnipsel-TV.
All das wäre vielleicht nur halb so amüsant, wenn es nicht in die Serie von Fehlentscheidungen, schlechter Kommunikation und redaktionellen Pannen passen würde. Und die weiterhin erschütternde Erkenntnis: Da arbeiten WDR und Grundy Light Entertainment, zwei große Namen im deutschen Fernsehen. Und doch sieht das Ergebnis nun so aus. So ein ganz klein bisschen leid tut einem Thomas Gottschalk da schon, auch weil trotz aller Experimente und Bemühungen einfach keine Trendwende eintreten will.