Kaum im Amt, musste der neue ZDF-Intendant Thomas Bellut am Feitag vor den Fernsehrat des Senders treten. In seiner Antrittserklärung kündigte Bellut an, im Rahmen einer strategischen Programmoffensive das Hauptprogramm des ZDF deutlich modernisieren zu wollen. "Die Zielgruppe des ZDF ist die ganze
Gesellschaft. Deshalb müssen wir mit unserem Programm verstärkt
jüngere Zuschauer erreichen", sagte Bellut, der zugleich betonte, dass die Digitalkanäle und Onlineangebote dafür alleine nicht ausreichend seien.
Bellut: "Es wird keine krampfhaften Verjüngungsversuche geben, sondern eine konsequente Modernisierung, die alle Altersgruppen anspricht. Wir werden auch das Programmschema überprüfen und in kleinen Schritten optimieren." Diese Aussagen überraschen, schließlich war Bellut in den vergangenen zehn Jahren als Programmdirektor höchstselbst für das verantwortlich, was er nun im Programm seines Senders verändern möchte. Wie genau die Modernisierung aussehen wird, ist derzeit allerdings noch nicht klar - das wird allerdings ohnehin in erster Linie die Aufgabe des noch nicht bestimmten neuen Programmdirektors sein. Es deutet jedoch vieles darauf hin, dass ZDFneo-Chef Norbert Himmler den Posten übernehmen wird.
Unterdessen stichelte der neue ZDF-Intendant am Freitag gegen die Kollegen der ARD, mit der man sich im Qualitätswettbewerb sieht, wie es Bellut formulierte. Er appellierte an die ARD, im Sinne der Zuschauer mehr Bereitschaft zur gegenseitigen Abstimmung zu zeigen - ein beachtenswerter Satz, schließlich war es doch das ZDF, das mit Beginn dieses Jahres die jahrelange Nachrichten-Kooperation mit dem ARD beendete. In einem anderen Punkt gibt es dagegen eine Einigung: Vor Journalisten kündigte Bellut den Verzicht auf die ZDF-Übertragung des diesjährigen Silvesterkonzertes aus Dresden an. Stattdessen gebe es am 30. Dezember eine Konzertübertragung.
"Damit gehe ich in die Vorleistung, um auch hier den Streit zu beenden und ab dem kommenden Jahr eine jährlich abwechselnde Übertragung der Silvesterkonzerte möglich zu machen. Und das, obwohl die ARD ihr Konzert direkt gegen die jahrzehntelang etablierte Konzertübertragung im ZDF programmiert hat." Außerdem liege ein auf Ebene der Chefredakteure ausgearbeiteter Vorschlag für eine klare Regelung zur Vermeidung von Doppelübertragungen royaler Ereignisse vor, dem die ARD nur noch zustimmen müsse, sagte der neue ZDF-Intendant. Abgesehen von der Hochzeit von Prinz William und Kate hatten sich die oft kritisierten Doppelübertragungen dieser Art in der jüngeren Vergangenheit allerdings ohnehin in Grenzen gehalten.
Eine wirklich kritische Aufgabe zu Beginn seiner Amtszeit dürften allerdings die anstehenden Einsparungen im Personalbereich sein. "Das ZDF ist mit seiner erfolgreichen Digitalstrategie im Wettbewerb der TV-Anbieter gut aufgestellt. Aber wir haben Hausaufgaben zu machen", betonte Bellut. Er werde in den kommenden Wochen mit der Geschäftsleitung einen Personalentwicklungsplan erarbeiten, über den man schließlich auch mit der über den ich dann mit der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) sprechen wolle. Bellut: "Die Einsparungen werden das ganze Unternehmen und alle Beschäftigungsformen betreffen, und sie werden nicht ohne Konsequenzen für das ZDF-Angebot bleiben. Ohne die Einstellung eigenproduzierter Sendungen etwa wird das nicht gehen."