Schon im Vorfeld der achten Staffel gestalteten sich die Verhandlungen über eine Fortsetzung der Serie "Dr. House" in den USA sehr schwierig. Angesichts sinkender Quoten versuchte das dortige Network FOX die Kosten um ein Fünftel zu drücken. Erst in den letzten Tagen vor den Upfronts, bei denen dort jeweils das Programm für die kommende TV-Saison vorgestellt wird, gab es schließlich eine Einigung für zumindest eine weitere Saison - mit dem Versprechen, dass man sich diesmal noch im Herbst frühzeitig zusammensetzen werde, um eine Entscheidung zu fällen, ob es noch eine neunte Staffel geben soll, oder ob Staffel 8 die Letzte sein wird. In diesem Falle sollten die Autoren zumindest die Möglichkeit bekommen, die Handlungsfäden der Serie zu einem sinnvollen Abschluss zu bringen.
Die Verhandlungen zogen sich nun länger hin als eigentlich erwartet, doch jetzt steht die Entscheidung fest: "Dr. House" wird nach der derzeit laufenden achten Staffel im Frühjahr dieses Jahres enden. Offiziell handelt es sich nicht um eine Entscheidung des Senders, sondern der Produzenten - wobei klar sein dürfte, dass man sich in den wochenlangen Verhandlungen schlicht nicht einig wurde. 177 Folgen wird die Serie dann haben, "175 mehr als jeder erwartet hat", wie die Executive Producer David Shore, Katie Jacobs und Hauptdarsteller Hugh Laurie in einem gemeinsamen Statement zum Ende der Serie schreiben. Die Entscheidung, die Serie jetzt - oder wann auch immer - zu beenden, sei schmerzhaft. Aber Gregory House sollte nie eine Figur sein, die als letzte die Party verlässt, heißt es weiter. Es sei besser, zu verschwinden, bevor die Musik endet und noch Hoffnung und Mystik in der Luft liegen.
In der Tat ist es aus Quotensicht jetzt vielleicht die letzte Möglichkeit, noch als Erfolgsserie abzutreten. Die durchschnittliche Zuschauerzahl sackte in den USA im Vergleich zur vorherigen Staffel nämlich um rund zwei Millionen ab und lag mit nun rund 7,8 Millionen erstmals deutlich unter der 10-Millionen-Marke. "Dr. House" gehörte sowohl beim Gesamtpublikum als auch in der werberelevanten Zielgruppe zwar noch immer zu den erfolgreicheren FOX-Serien - doch vom Glanz früherer Tage war nicht mehr so viel zu sehen, was sicher auch daran lag, dass sich die Serie im Lauf der Jahre deutlich gewandelt hat. Standen am Anfang die medizinischen Fälle der Woche garniert mit den mürrischen Sprüchen von Dr. House im Mittelpunkt, so spielten diese im Lauf der Zeit zunehmend eine Nebenrolle. Stattdessen rückten die privaten Probleme von Dr. House und seinem Team und die Beziehungen in den eigentlichen Fokus.
Auch in Deutschland sorgte diese Neuausrichtung der Serie für einen deutlichen Quotenverfall - und die zeitweise sehr eigentümliche Programmierung von RTL hat wohl ihr übriges dazu beigetragen. Zu seinen besten Zeiten bis ins Jahr 2008 spielte "Dr. House" bei RTL in einer ganz eigenen Quotenliga, erzielte Marktanteile von teils 35 Prozent in der Zielgruppe und lockte über sechs Millionen Zuschauer an. Danach ging es sukzessive bergab, zuletzt lag "Dr. House" Ende letzten Jahres schon mehrere Wochen lang unter dem Senderschnitt, der Marktanteil hatte sich seit den besten Tagen halbiert.
Eigentlich nimmt die Einstellung der Serie also RTL nur die Entscheidung vorweg, den Dienstagabend angesichts durchgehend sinkender Quoten neu aufstellen zu müssen. Im März beginnt RTL mit der Ausstrahlung der achten Staffel, voraussichtlich Ende des Jahres, spätestens aber Anfang 2013 dürfte dann das "Dr. House"-Serienfinale zu sehen sein. RTL hat also noch ein dreiviertel Jahr Zeit einen Nachfolger für den prominenten Sendeplatz am Dienstagabend um 21:15 Uhr zu finden. Das wird nicht einfach: Trotz zuletzt rückläufiger Quoten sind die Fußstapfen, die "Dr. House" dort hinterlässt, groß.
Auf Seite 2: Das Statment der Produzenten und des Senders im Wortlaut.