Einmal noch wird Thomas Gottschalk für das ZDF vor der Kamera stehen - als Moderator von "Ein Herz für Kinder". Ab dem 23. Januar 2012 wird es jedoch ernst: Dann präsentiert er vier Mal in der Woche seine neue ARD-Show "Gottschalk Live", die bekanntermaßen aus dem Humboldt Carré in Berlin-Mitte kommen wird. Von dem, was er in den vergangenen Jahren im ZDF machte, wird sich das Vorabend-Format, das um 19:20 Uhr beginnen wird, deutlich unterscheiden - auch weil die Zuschauer ein Teil der Sendung werden können.
Sie sind dazu aufgerufen, sich via Skype einzuschalten oder Twitter mitzumachen. Ein starres Konzept gibt es aber offenbar nicht: "Direkt und aktuell" soll Gottschalk Themen aus Kultur, Entertainment, Wirtschaft, Politik und Zeitgeschehen aufgreifen, heißt es von Seiten der ARD. Diskutiert wird mit Experten und Betroffenen und wenn nötig, wird live zu den Schauplätzen aktueller Ereignisse geschaltet. "Das darf nicht zu ernst sein, soll aber auch keine Lachnummer werden", sagte Gottschalk am Freitag bei der Vorstellung der Sendung in Berlin.
Partnerschaft, Facebook oder Klitschkos Nierensteine könnten Themen der neuen Sendung sein, erklärte der Moderator die mögliche Bandbreite. Zugleich betonte er, eine "journalistische Relevanz" in die Show bringen zu wollen. Zum oft als "Todeszone" bezeichneten Sendeplatz am Vorabend sagte Gottschalk: "Das ist die Wohlfühl-Halbe-Stunde vor der 'Tagesschau'." Er sei "in ein Geflecht aus öffentlich-rechtlichen Gefilden geraten" und "aus Versehen" in den Verantwortungsbereich des WDR, zitiert ihn "Spiegel Online". Das Wort "kostenneutral", das auf seine neue Sendung zutreffe, sei demnach "eines der wenigen Wörter", die er sich aus den Verhandlungen behalten habe. Frei übersetzt bedeutet das: "Ich koste nichts und ich bringe nichts."
Das Studio lässt man sich dagegen schon etwas kosten - alleine schon weil es im noblen Humbold-Carée angesiedelt ist. Ein typisches Studio ist es aber nicht: Vielmehr ein sehr privaten Ambiente im Zentrum, das "Leben, Wohnen und Arbeiten unter einem Dach" ausstrahlen soll, heißt es vom Sender. Einige Zeichnungen geben einen ersten Eindruck von der angestrebten Optik. Keine Frage: Designer Florian Wieder hat sich etwas einfallen lassen. So gibt es etwa einen Blick aus dem Fenster auf die Straßen von Berlin. Es gleicht, ausgestattet mit edlen Ledersesseln, Bücherregalen und einem Fell-Vorleger vor dem Schreibtisch, einem gemütlichen Wohnzimmer. Gut möglich, dass Gottschalk darin alt werden kann. Vorausgesetzt, die Quoten stimmen.
Die Redaktion ist Teil des Konzepts: Das Team soll durch die offene Architektur des Sets ins Geschehen eingebunden werden und kann mit Thomas Gottschalk in der laufenden Sendung interagieren, aktuelle Entwicklungen und Publikumsmeinungen zu einem Thema weitergeben oder den Moderator einfach kurz daran erinnern, dass die Kollegen von der "Börse im Ersten" und der "Tagesschau" gerne pünktlich anfangen möchten. Denn anders als zuletzt bei "Wetten, dass..?" muss Thomas Gottschalk künftig sekundengenau aufhören - das könnte womöglich seine größte Herausforderung beim Wechsel in den Vorabend werden. Dass Gottschalk beim Foto-Termin, ganz versunken im langjährigen ZDF-Trott, zwei Finger vor sein Auge hielt, kann er bis dahin sicher noch ablegen.
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