Die Übernahme des baden-württembergischen Kabelnetzbetreibers Kabel BW durch den US-Konzern Liberty Global ist noch immer nicht in trockenen Tüchern - und die Chancen einer Übernahme sind inzwischen nicht besser geworden. Einem Bericht der "Wirtschaftswoche" zufolge machen die in Deutschland aktiven Telekom-Konzerne bei der nun abgeschlossenen Marktbefragung Ärger. "Die Zugeständnisse reichen absolut nicht aus, um für mehr Wettbewerb zu sorgen", teilte die Deutsche Telekom demnach dem Bundeskartellamt mit und fügte hinzu: "Unter diesen Voraussetzungen sollte der Zusammenschluss untersagt werden."

Die geplante Transaktion habe nach Ansicht der Telekom insbesondere negative Auswirkungen auf den Wettbewerb um die sogenannten Gestattungsverträge mit großen Wohnungsgesellschaften. Das Telekom-Produkt Entertain lasse sich dort nur schlecht verkaufen, weil die Kabelgesellschaften eben jene Großkunden mit langen Vertragslaufzeiten an sich binden. Der Zusammenschluss würde diese Marktverhältnisse nur festigen, heißt es - und auch die nun angekündigten Zugeständnisse änderten daran nichts. Die Telekom fordert einen freien Zugang der Mieter zu den im Haus verlegten Infrastrukturen, zudem sollen sie selbst Verträge mit Anbietern abschließen können.

 

Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) sieht indes zu viele Schlupflöcher, mit denen Liberty Global die Zusagen unterlaufen könne, berichtet die "Wirtschaftswoche" weiter. Das Bundeskartellamt ist nach bisheriger Prüfung der Ansicht, dass der Zukauf von Kabel BW ein "marktbeherrschendes Oligopol" verstärken würde. Derzeit werde der Markt gemeinsam von den drei großen deutschen Kabelnetzbetreibern beherrscht - also Kabel Deutschland, Unitymedia und Kabel BW - beherrscht.

Die Ermittlungen des Amtes hätten ergeben, dass es sowohl technisch möglich als auch wirtschaftlich rentabel wäre, deutschlandweit Liegenschaften zu versorgen - doch das tun die Unternehmen nicht, sondern konzentrieren sich stattdessen auf ihre regionalen Gebiete. Unitymedia-Chef Lutz Schüler hatte kürzlich angekündigt, künftig digitale Free-TV-Kanäle unverschlüsselt übertragen zu wollen. Auf diese Weise hätten auch kleine Kabel-TV-Gesellschaften und Telekom-Anbieter die Möglichkeit, auf diese Signale zuzugreifen. So könnte etwa die Deutsche Telekom ihr Entertain-Angebot mit einem Kabelempfänger ausstatten. Mit einer Entscheidung im Rennen um Kabel BW wird noch vor Weihnachten gerechnet.

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