Macht das Bundeskartellamt der Übernahme des baden-württembergischen Kabelnetzbetreibers Kabel BW durch den US-Medienkonzern Liberty Global von Tycoon John Malone einen Strich durch die Rechnung? Einer Mitteilung der Aufseher zufolge erscheint das zumindest nicht unwahrscheinlich - sie sehen im Zusammenschluss von Kabel BW und dem in Nordrhein-Westfalen und Hessen aktiven Kabelbetreiber Unitymedia "wettbewerbliche Bedenken" (DWDL.de berichtete).
Bei Unitymedia will man sich dagegen zur Wehr setzen. "Wir haben jetzt umfangreiche Zugeständnisse gemacht", sagte Unitymedia-Chef Lutz Schüler nun gegenüber der "Welt am Sonntag". So sei man bereit, künftig digitale Free-TV-Kanäle unverschlüsselt zu übertragen. Auf diese Weise hätten auch kleine Kabel-TV-Gesellschaften und Telekom-Anbieter die Möglichkeit, auf diese Signale zuzugreifen. So könnte etwa die Deutsche Telekom ihr Entertain-Angebot mit einem Kabelempfänger ausstatten. "Wir würden also den Wettbewerbern den Weg ebnen und den Konkurrenzkampf befeuern", so Schüler.
Das Bundeskartellamt ist nach bisheriger Prüfung der Ansicht, dass der Zukauf von Kabel BW ein "marktbeherrschendes Oligopol" verstärken würde. Derzeit werde der Markt gemeinsam von den drei großen deutschen Kabelnetzbetreibern beherrscht - also Kabel Deutschland, Unitymedia und Kabel BW - beherrscht. Die Ermittlungen des Amtes hätten ergeben, dass es sowohl technisch möglich als auch wirtschaftlich rentabel wäre, deutschlandweit Liegenschaften zu versorgen - doch das tun die Unternehmen nicht, sondern konzentrieren sich stattdessen auf ihre regionalen Gebiete.
"Sie machen einander außerhalb ihrer jeweiligen Verbreitungsgebiete keinen Wettbewerb um Gestattungsverträge. Infolge des Zusammenschlusses würde sich das Oligopol von drei auf zwei Unternehmen verengen", so das Kartellamt, das zu dem Schluss kommt, dass ein gegenseitiger Wettbewerb in Zukunft noch unwahrscheinlicher sei. Unitymedia-Chef Lutz Schüler wehrte sich in der "Welt am Sonntag" gegen die erhobenen Vorwürfe. "Wir investieren dort, wo wir am meisten davon haben", sagte er - und dies sei vor allem im eigenen Netz der Fall. In den kommenden Wochen will das Bundeskartellamt nun mit einem Markttest herausfinden, was von den getroffenen Zusagen zu halten ist. Bis Mitte Dezember soll eine Entscheidung fallen.