Es hatte sich schon angedeutet, nun ist es passiert: Bernd Hilder, derzeit Chefredakteur der "Leipziger Volkszeitung" ist bei der Wahl zum MDR-Intendanten durchgefallen. 29 der 41 anwesenden Rundfunkräte stimmten gegen Hilder - die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit mit 28 Stimmen verfehlte der 52-Jährige damit sehr deutlich. Hilder war zuvor vom MDR-Verwaltungsrat vorgeschlagen worden, setzte sich allerdings auch dort erst im vierten Wahlgang gegen die stellvertretende MDR-Intendantin Karola Wille und den stellvertretenden WDR-Fernsehdirektor Helfried Spitra durch.
Wie geht es nun also weiter? Voraussichtlich soll noch am Montag über das weitere Vorgehen beraten werden. Die Zeit drängt nämlich: Schon Ende Oktober wird sich MDR-Intendant Udo Reiter von seinem Posten zurückziehen. Er scheidet aus eigenen Wunsch aus - allerdings zum wohl ungünstigsten Zeitpunkt. Der MDR ist durch die jüngsten Skandale um den Kindersender Kika und den inzwischen suspendierten Unterhaltungschef Udo Foht in der jüngeren Vergangenheit gleich mehrfach in die Schlagzeilen gekommen.
Zudem hatte Bernd Hilders Wahl im Verwaltungsrat zusätzlich für Wirbel gesorgt. Hinter den Kulissen soll auf einige Mitglieder des Gremiums massiver Druck ausgeübt worden sein, für Hilder zu votieren, berichtete der "Spiegel" kürzlich. "Die Wahl im Verwaltungsrat war rechtmäßig, aber es gab einige Dinge, die mir nicht gefallen haben", sagte daraufhin der Verwaltungsratsvorsitzende Gerd Schuchardt (SPD). Schuchardt machte schon damals deutlich, für den selben Tag eine Sondersitzung einberufen zu wollen, in der ein weiterer Kandidat bestimmt werden könnte. Genau dieser Fall ist nun eingetreten.
"Der Rundfunkrat hat sich als souveränes Gremium demokratisch mehrheitlich gegen Herrn Hilder als künftigen MDR-Intendanten entschieden", sagte der MDR-Rundfunkratsvositzende Johannes Jenichen. "Jetzt erwarten wir einen neuen Wahlvorschlag des Verwaltungsrates, über den wir dann fristgemäß entscheiden werden."