"Die ARD Degeto hat in den Jahren 2010 und 2011 ihr Engagement sowohl im Lizenzerwerb als auch in der Produktion intensiviert. Sie verfügt aktuell dadurch über ein Programmvorratsvolumen für die Jahre 2012 und 2013, das angesichts perspektivisch verringerter finanzieller Rahmenvorgaben und der Übernahme zusätzlicher Aufgaben zunächst im Programm ausgestrahlt werden soll." Mit diesen Worten beginnt eine Pressemitteilung, die die ARD Degeto am Dienstag verschickte.

Man bedauere geringere Spielräume bei der Auftragsvergabe, heißt es. Mit anderen Worten: Es ist Sparen angesagt - nicht gerade zur Freude deutscher Produzenten, zählt die von Gebühren finanzierte Firma doch zu den wichtigsten Auftraggebern der deutschen Filmproduktionswirtschaft. Aus dem erhöhten Programmvorratsvolumen für die Jahre 2012 und 2013 ergebe sich zwangsläufig eine Reduktion neuer Lizenzkäufe und Produktionsaufträge, heißt es nun. Und weiter: "Die Geschäftsführung der ARD Degeto bedauert, dass die Produzenten in naher Zukunft mit einem Produktionsrückgang rechnen müssen."

 

Erst ab 2014 hofft man wieder auf einen Anstieg der Produktionsaufträge. All das erscheint zwar schlüssig, hat aber angesichts eines am Dienstag in der "Süddeutschen Zeitung" erschienenen Artikel einen faden Beigeschmack. Im Mittelpunkt steht dabei Degeto-Geschäftsführer Hans-Wolfgang Jurgan. Er muss demnach den ARD-Intendanten Rechenschaft darüber ablegen, welche Produktionen er in Auftrag gegeben hat - und vor allem zu welchem Preis. Auch wenn ein gewisser Überschuss erwünscht sei, habe Jurgan erheblich mehr Programm bestellt als üblich.

Die "SZ" spekuliert über einen möglichen Zusammenhang mit dem Amtsantritt von Bettina Reitz im Mai dieses Jahres. Reitz führt die Firma nach dem Tod von Jörn Klamroth inzwischen gemeinsam mit Jurgan und ist schwerpunktmäßig für die Produktion zuständig. Hat sich Jurgan vor ihrem Amtsantritt also ausreichend Produktionszuständigkeiten sichern wollen? Klar ist: Reitz machte in der Vergangenheit nicht zuletzt mit qualitativ hochwertigen Filmen auf sich aufmerksam, weshalb der Wechsel zu ARD Degeto durchaus überraschend kam.

"Die Degeto darf kein Selbstbedienungsladen sein, sondern hat die Aufgabe, qualitativ hochwertige, unterhaltende Formate in Auftrag zu geben", sagte Reitz erst vor wenigen Tagen. Die Degeto machte sich in den vergangenen Jahren besonders durch seine nicht immer besonders anspruchsvollen Melodrame von sich reden - dass Reitz nun von heute auf morgen für einen Anstieg der Qualität sorgen wird, erscheint angesichts der nun verbreiteten Mitteilung äußerst fraglich. "Die ARD Degeto bittet um Verständnis, dass sie im sorgsamen Umgang mit Gebührengeldern verpflichtet ist, zunächst vorrangig ihren Programmvorrat einzubringen, bevor wieder verstärkt Aufträge in den Markt vergeben werden können", heißt es darin.

Besonders aus qualitativer Sicht sind die Intendanten nun verärgert. Ein finanzieller Schaden sei der ARD zwar nicht entstanden, wohl aber ein künstlerischer oder strategischer, schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Für Aufregung unter den Produzenten sorgt die Nachricht in jeden Fall. Dem Bericht zufolge sollen in der Entwicklung stehende Degeto-Projekte quasi gestoppt sein, weil derzeit keine Gespräche mehr stattfinden.