Dass sich der deutsche Zeitungsmarkt in einer latenten Krise befindet, mag man nach der Veröffentlichung der neuesten Zahlen "tageszeitung" kaum glauben. So kann die "taz" auf ihren bisher größten Leserkreis verweisen und beim Gewinn nochmals zulegen. Auf der Jahresversammlung des Herausgebers, der "taz"-Genossenschaft, resümierte taz-Geschäftsführer Kalle Ruch: "Seit es die 'taz'-Genossenschaft gibt, sind dies die erfolgreichsten Jahre".

Das Angebot eines Wochenendabos und der Leserzuwachs auf taz.de seien mitverantworlich für den großen Leseransturm. Noch im Jahr 2009 konnte die Tageszeitung zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren überhaupt wieder einen Gewinn einfahren und diesen letztes Jahr sogar nochmals um 71.000 Euro auf 385.000 Euro steigern - der Umsatz erhöhte sich um zwei Prozent auf 24,9 Millionen Euro, womit sich die "taz" wirtschaftlich gut aufgestellt sieht. Der Online-Auftritt basiert auf einem freiwilligen Bezahl-System, so dass im Juli immerhin knapp 3.000 Euro über diesen Weg erzielt werden konnten.

Allerdings erreicht mit 1,2 Millionen Unique Usern auch die "taz" mehr Leser über ihren Internetauftritt, als über die gedruckte Papier-Ausgabe. Das E-Paper-Abo für monatlich zehn Euro nutzen derzeit rund 3.200 Leser, welches die gedruckte Ausgabe und alle Lokalteile umfasst. Mit einem weiteren Anstieg der mobilen Endgeräte rechnet man auch bei der taz, weshalb von einer Erhöhung im Bereich der E-Paper-Abos auszugehen sei. Die Abonnements als wichtigste Einnahmequelle, ging für die gedruckte Ausgabe - vergleichbar der "Süddeutschen Zeitung" - um sechs Prozent zurück. Nicht nur die Gewinnausschüttung ist höher, auch der Anzeigenumsatz für taz.de stieg um 54 Prozentpunkte, wohingegen der Umsatz mit Anzeigen in der gedruckten Ausgabe leicht abgenommen hat.