Experten: "Medien Tenor" manipuliert Daten
Schwere Vorwürfe gegen das Bonner Institut "Medien Tenor GmbH" haben mehrere Medienwissenschaftler im NDR Magazin "Zapp" erhoben. Sie belegten in der Sendung am Sonntag ihren Vorwurf, dass der immer wieder in den Medien zitierte "Medien Tenor" Daten manipuliere und seine Arbeit unseriös sei. Recherchen hätten ergeben, dass das Institut Daten falsch erhob, um damit in vielen Zeitungen abstruse Behauptungen gegen die Nachrichtensendungen von ARD und ZDF zu erheben.
So behauptet das Institut in einem Forschungsbericht, dass der Anstieg der Zuschauerzahlen bei der Tagesschau "der guten Lage zwischen zwei Halbzeitpausen während der Fussball-EM im Juni geschuldet" sei. Doch der EM-Spielplan belege, dass es um 20.00 Uhr keine einzige Halbzeitpause gegeben hat.
Des Weiteren behauptet "Medien Tenor", dass es eine "Statistik des Wasserkonsums" gebe, nach der "die Menschen die Zeiten um 20.00 Uhr zum Toilettengang nutzten, während der Fernseher weiterlief". Deshalb seien die 20.00-Uhr-Ausgaben der Tagesschau gelaufen, ohne dass es wirklich Zuschauer gebe. Auch diese Behauptung seien nach Recherchen des Magazines falsch. Denn eine bundesweite Statistik über den Wasserkonsum, die eine solche Schlussfolgerung zulässt, gibt es überhaupt nicht.
Im gleichen Forschungsbericht behauptet Medien Tenor, dass Tagesschau und "heute" (ZDF) im Vorfeld der königlichen Hochzeit in Spanien am Sonnabend, 22.Mai, "schon ab Montag täglich ausführliche Bildberichte über die Vorbereitung zum Hochzeitsfest" gesendet hätten. Doch eine Auswertung der Sendungen ergab, dass es diese "täglichen Berichte" nicht gab.
"Medien Tenor" benutze diese und andere falsche Daten, um "heute" und der Tagesschau eine "Quotenjagd" vorzuwerfen, die zu Lasten einer fehlenden "Grundversorgung" und einem fehlenden "Qualitätsverständnis" gehe. Im Beirat des "Medien Tenor" sitzt neben anderen der Vorstandschef des Axel Springer Verlages Dr. Mathias Doepfner, dessen Unternehmen Großaktionär des privaten Fernsehkonzerns ProSiebenSAt.1 Media AG ist.
Die Recherchen belegen noch weitere Fehler beim Medien Tenor, die mehrere Medienforscher zum Vorwurf der "Datenmanipulation" und der "Kampagne" veranlassten. Im Interview schilderten sie weitere Fälle, bei denen "Medien Tenor" auch außerhalb der ARD- und ZDF-Kritik Daten falsch erhoben hat.
Wegen der zumindest umstrittenen Arbeit von "Medien Tenor" war es am Mittwochabend zum Eklat gekommen: Während der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 10-jährigen Bestehen des Bonner Instituts sollten die ZDF Sendungen "heute" und "Berlin direkt" sowie die ARD-Tagesthemen Preise für Ihre Arbeit erhalten. Doch sie alle lehnten die Auszeichnung ab, da sie das Institut für unseriös halten. So wurde keiner der Preisträger auf der Veranstaltung auf dem Bonner Petersberg genannt.
Das Magazin hat "Medien Tenor" mit allen Vorwürfen konfrontiert. Deren Geschäftsführer Roland Schatz beharrte auf seinen Behauptungen, blieb allerdings die Belege dafür schuldig.