Die Entscheidung ist gefallen - und sie kommt angesichts eines fehlenden Gegenkandidaten alles andere als überraschend: ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut ist am Freitag in Berlin vom ZDF-Fernsehrat zum künftigen Intendanten des Mainzer Senders gewählt worden. Der 56-Jährige wird damit im kommenden Jahr die Nachfolge von Markus Schächter antreten, der vor wenigen Monaten angekündigt hatte, nicht mehr für eine weitere Amtszeit zur Verfügung zu stehen.
Die Wahl Belluts hätte eindeutiger kaum ausfallen können. Von den 73 anwesenden Fernsehratsmitgliedern stimmten 70 für ihn. Es gab nur eine Gegenstimme und zwei Enthaltungen. Die erforderliche Mehrheit lag bei 47 Stimmen, das sind drei Fünftel der gesetzlichen Mitglieder des 77-köpfigen Gremiums. "Wir kennen Bellut seit vielen Jahren und können seine Qualitäten als Manager und Programmgestalter sehr gut beurteilen", sagte der Vorsitzende des Fernsehrats, Ruprecht Polenz.
Bellut sei einer der herausragenden Medienmanager Deutschlands. Polenz: "Er steht für die Werte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und für einen unabhängigen Journalismus. Seine besondere Klasse hat im Ergebnis der Wahl durch ein pluralistisches und meinungsfreudiges Gremium ihren Widerhall gefunden. Ich wünsche Herrn Bellut für die großen Herausforderungen, die vor ihm und dem ZDF liegen, eine glückliche Hand und viel Erfolg. Auf die kritische und konstruktive Begleitung seiner Arbeit durch den Fernsehrat wird er sich dabei verlassen können."
Der ZDF-Personalrat machte indes deutlich, dass Bellut durch seine langjährige Arbeit in verantwortungsvollen Funktionen des ZDF für Kontinuität, Fort- und Weiterentwicklung des Senders im digitalen Zeitalter stehe. "Die weit über 5000 festen und freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwarten, dass die vielfältigen Zukunftsaufgaben gemeinsam gelöst werden, und dass das ZDF seinem Ruf als sozialer Arbeitgeber auch in Zukunft gerecht wird", ließ der Personalrat am Freitag wissen.
Zu den ersten Gratulanten gehörte die ARD-Vorsitzende Monika Piel. "Die Entscheidung des ZDF-Fernsehrats für Thomas Bellut ist auch ein Beleg für die hohe Anerkennung, die ihm entgegengebracht wird. Denn nicht nur als Programmdirektor, sondern auch als Programmmacher genießt er über das ZDF hinaus einen Ruf als integre und geradlinige Persönlichkeit", sagte die WDR-Intendantin. "Ich freue mich auf einen interessanten Austausch mit ihm über viele "Was nun...?", die im Zusammenhang mit der Entwicklung der öffentlich-rechtlichen Sender sicherlich auch in Zukunft auftauchen werden."
Der Deutsche Journalisten-Verband nutzte Belluts Wahl als Anlass, um sich dafür auszusprechen, den Qualitätsjournalismus im ZDF zu stärken. "Das ZDF darf sich weder nur über 'Wetten, dass..?' noch allein über das 'heute journal' definieren", so der djv-Vorsitzende Michael Konken in einem Schreiben an den künftigen ZDF-Intendanten. "Aber wir Journalisten haben gelegentlich schon die Sorge, dass das Pendel ein wenig zu stark in Richtung Show und Unterhaltung ausschlägt."
Mit Blick auf den Wirbel um den ehemaligen ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender sagte Konken in Richtung Bellut: "Sollte es neue Einmischungsversuche der Politik in Belange Ihres Hauses geben, sollten Sie den Konflikt nicht scheuen." Staatsferne und Unabhängigkeit des Senders wie des Programms dürften nicht parteipolitisch gefärbten Interessen zum Opfer fallen." Bis Bellut in der Verantwortung steht, werden allerdings ohnehin noch einige Monate vergehen: Schächters Nachfolge wird der 56-Jährige erst am 15. März 2012 antreten.