Es kommt so, wie DWDL.de es bereits im Dezember prognostizierte. Die ProSiebenSat.1 Media AG trennt sich zum 31. Mai von allen Geschäftsaktivitäten im Bereich Call-In. Dies bestätigte ein ProSiebenSat.1-Sprecher Marcus Prosch am Mittwochabend gegenüber DWDL.de. Das bedeutet nicht nur das Aus für die kurzen "Quiz Breaks" auf den Hauptsendern der Gruppe sondern auch das Aus für den Live-Betrieb des durch seine zweifelhaften Gewinnspiele legendär gewordenen Call-In-Sender 9Live. Die Mitarbeiter des Senders wurden am Mittwochnachmittag von ProSiebenSat.1 Media-Vorstandschef Thomas Ebeling über die Entscheidung informiert.
Der Sendebetrieb von 9Live wird zwar auch über den 31. Mai hinaus fortgesetzt, jedoch ohne Live-Programm. ProSiebenSat.1-Sprecher Prosch bestätigte gegenüber DWDL.de weiter, dass der Sender vorerst fiktionale Programme zeigen soll. Nähere Angaben zum neuen Programm gibt es allerdings noch nicht. Als Grund für das Aus sämtlicher Call-In-Gewinnspiele nennt man in Unterföhring starke Erlös-Rückgänge in den vergangenen Monaten - eine wenig verwunderliche Entwicklung nach der Abschaltung der analogen Satelliten-Ausstrahlung von 9Live zum Januar 2011.
Damit wird zehn Jahre nach dem Start das Kapitel Call-In-TV in Deutschand beendet: Am 1. September 2001 ging aus dem damals schon von Gewinnspiel-Shows geprägten tm3 der Sender 9Live hervor. Seinen zehnten Geburtstag wird der Kanal in seiner Bestimmung als Mitmach-Sender also nicht mehr erleben. Immer wieder hatte der Sender in den vergangenen Jahren mit dubiosen Gewinnspielen für Schlagzeilen und Prüfverfahren der Landesmedienanstalten gesorgt.
In Unterföhring zeigte man sich bei 9Live selbst trotz der bekannten Umsatzentwicklung sehr überrascht von der Entscheidung. Immerhin habe der Sender auch zuletzt noch Geld verdient. Doch ProSiebenSat.1-Vorstandschef Thomas Ebeling war nie ein Fan dieses Geschäftszweiges und äußerte sich bei jeder Gelegenheit zurückhaltend bis negativ über 9Live. Es gebe "keine wahnsinnig attraktiven Wachstumschancen", sagte er noch im März und betonte: "Mit dem jetzigen Geschäftsmodell kann man leben - aber es ist kein attraktives Leben." Deswegen jetzt offenbar der Schlussstrich unter ein nicht besonders ruhmreiches Kapitel deutscher Fernsehgeschichte.
Die Belegschaft des Senders inklusive Geschäftsführer Ralf Bartoleit nimmt es mit Galgenhumor, wie Moderator Thomas Schürmann am Abend gegenüber DWDL.de verrät. Er wird am 31. Mai die letzte Live-Sendung von 9Live präsentieren. Mit süffisantem Lächeln ergänzt er: "Und das wird lustig." Eine offizielle Mitteilung zum Ende des Call-In-Betriebs bei 9Live soll übrigens am Donnerstag folgen: Dann stellt ProSiebenSat.1 ohnehin seine neuesten Geschäftszahlen vor. Spannend bleibt die Frage, ob ProSiebenSat.1 den Kanal von 9Live für ein neues fiktionales Programm nutzen will - oder ob der Frauensender Sixx pünktlich zum 1. Geburtstag am Samstag die Perspektive auf analoge Kabelverbreitung über die 9Live-Frequenz erhält.