Wie sollte es anders sein: Es geht um Geld, viel Geld. Der Vertrag mit Sheen, den Warner Bros. jetzt einseitig gekündigt hat, lief über die aktuelle achte Staffel hinaus auch noch für eine neunte Staffel. Muss Warner Bros. Television Sheen dafür entschädigen? Das hängt vom Grund der Trennung ab. Sheens Anwalt Marty Singer beeilte sich nur wenige Minuten nach der Mitteilung der Produktionsfirma diverse Medien wissen zu lassen: Es gibt aus seiner Sicht keinen rechtskräftigen Grund für die sofortige Auflösung des Arbeitsverhältnisses.
Die Produktionsfirma argumentiert, man habe allen Grund zur Annahme, Charlie Sheen habe durch moralisches Fehlverhalten, etwa Drogenmissbrauch, Verbrechen begangen. Und dies berechtige laut Arbeitsvertrag zur sofortigen Kündigung. Sheens Anwalt Singer hingegen hält das für vorgeschoben und unterstellt, die Kündigung sei aufgrund kritischer Äußerungen Sheens über den Produzenten der Serie erfolgt - und habe damit keine Grundlage, weil dies allein nicht ausreiche.
Es ist inzwischen 15 Uhr Ortzszeit in Los Angeles. Keine 90 Minuten sind seit Bekanntworden der Kündigung vergangen. An der US-Ostküste ist es schon Vorabend. Zeit für die Boulevardmagazine der großen Sender - und NBC hat Sheen bekommen. Bei "Access Hollywood" tritt er noch einmal nach; bestätigt auch die Absicht gegen Warner Bros. Television zu klagen. Er will den Rauswurf via SMS erfahren haben - und empört sich darüber, dass Warner Bros. Television in ihn nicht einmal angerufen habe. "Es ist einfach erbärmlich. Sie sollten sich schämen."
Doch nicht nur Sheen und sein Anwalt sind klagefreudig. Auch Warner Bros. Television behält sich laut dem elfseitigen Schreiben vor, Charlie Sheen auf Schadensersatz zu verklagen. Durch sein Verschulden habe die Produktionsfirma wie auch der annehmende und ausstrahlende Sender CBS Einnahmeausfälle hinzunehmen. Und die sind nicht gerade gering: Von mehreren hundert Millionen Dollar sind die Rede. Vermutlich auch deswegen gab es unmittelbar Gerüchte über einen möglichen Nachfolger für Sheen bei "Two and a half men".
Damit könnte man weiterproduzieren und - wenn vielleicht auch nicht mit gleichem Erfolg beim TV-Publikum - vorerst alle Verträge erfüllen. Als mögliche Namen wurden schon seit einigen Tagen die erfahrenen TV-Schauspieler John Stamos und Rob Lowe gehandelt. Warner Bros. Television wollte sich bis zur Stunde noch nicht dazu äußern, ob man die Serie fortsetzen will oder Sheens Rauswurf das Ende der Produktion bedeutet. Doch dieses Zögern hat offenbar einen pragmatischen Grund.
Durch die sich überschlagenden Ereignisse der vergangenen Tage und insbesondere der vergangenen Stunden war es der Produktionsfirma offenbar noch nicht möglich mit allen anderen Beteiligten der Produktion - insbesondere den anderen beiden Hauptdartstellern, Jon Cryer und Angus T. Jones, zu sprechen. Dies soll jetzt geschehen. Die zu erwartenden juristischen Auseinandersetzungen, die sich in den Stunden nach der Mitteilung von Warner Bros. Television ankündigten, machen eine Fortsetzung zunehmend unwahrscheinlich. Eine definitive Antwort wird es aber wohl erst in den kommenden Tagen geben.