Mit den diversen Brennpunkten und dem Aufgreifen der Situation in Ägypten in Regelsendungen habe man sich in angemessenem Umfang der Thematik angenommen. Für durchgehende Live-Berichterstattung sei Phoenix oder Eins Extra zuständig - Das Erste sei nunmal ein Vollprogramm. Die BBC, die den deutschen öffentlich-rechtlichen Sendern so häufig als leuchtendes Vorbild vorgeführt werde, habe in ihren Hauptprogrammen im Übrigen überhaupt keine Sondersendungen gezeigt.
Eine größere Baustelle als der Informations-Bereich ist in der ARD aber sicher die Frage, wie man auch wieder jüngere Zuschauer erreichen will. Denn auch wenn es mit dem "Tatort", der "Tagesschau" oder der "Sportschau" durchaus auch bei den Unter-50-Jährigen Erfolge zu verzeichnen gibt - mit dem Großteil der Formate spricht man nur Zuschauer in einem "reiferen Alter" an. Und das wird sich auch nicht so einfach etwa mit einzelnen neuen Formaten ändern lassen. "Mit Insellösungen ist es nicht getan", machte Monika Piel klar. "Wenn Doktor Sommer künftig einmal pro Woche in der 'Süddeutschen' zu Wort kommen würde, würde das auch keine jungen Abonnenten bringen."
Was also tun? Die Antwort heißt: Experimentieren. WDR-Intendantin Monika Piel kündigte an, es den Kollegen vom SWR gleichtun zu wollen und ebenfalls einen "Innovationstopf" für Programme für ein jüngeres Publikum einrichten zu wollen. Experimente könnten dann im Kanal Einsfestival zu sehen sein - zumindest wenn sie die Zuschauer im Alter zwischen 30 und 50 als Zielgruppe haben. Für die Altersgruppe zwischen KiKa und Einsfestival hingegen ergibt es für Monika Piel keinen Sinn, einen eigenen linearen Sender aufzustellen. Das sei nicht nur recht aussichtslos, sondern vor allem extrem teuer - vor allem weil man bislang "nicht gerade viele Programminhalte habe, die eine solche Zielgruppe ansprechen könnten", wie die ARD-Vorsitzende freimütig einräumte.
Stattdessen setze man darauf die 14- bis 29-Jährigen im Internet zu erreichen. Schließlich habe die ARD ja durchaus Marken, die in diesen Altersgruppen sehr erfolgreich sind - auch wenn sie nicht aus dem TV-Bereich stammen. Dafür aber Radiosender wie 1Live oder N-Joy. Unter diesen Marken könne man sich auch mehr Bewegtbilder vorstellen. Das sei jedenfalls erfolgsversprechender als Angebote unter "jung.ard.de" zu veröffentlichen, so Piel.
Doch abgesehen von diesen Extra-Angeboten müsse man natürlich auch weiterhin versuchen, im Hauptprogramm Akzente für Jüngere zu setzen. Hoffnungen setzt NDR-Intendant Marmor dabei unter anderem auf den Vorabend, der sukzessive neu gestaltet werden wird. Zudem sei man durchaus zu Experimenten bereit, wie auch die Zusammenarbeit mit Stefan Raab beim Eurovision Song Contest zeige. Mit der ist man offiziell übrigens nach wie vor zufrieden. Herres sieht das Konzept des diesjährigen Vorentscheids trotz viel Kritik und zuletzt schwacher Quoten jedenfalls nicht als gescheitert an. Abgerechnet werde ohnehin erst nach dem Finale - und entscheidend sei nicht die Quote, sondern dass man einen guten Song finde. Dass Raab nun als Produzent der CD und der Show, als Komponist und auch noch als Moderator eine so dominante Rolle hat, sieht Marmor nicht als Problem. Schließlich habe er den Erfolg beim Grand Prix im vergangenen Jahr auch erst möglich gemacht - weiter auf seine Professionalität zu setzen, sei da nur logisch.