Dass die ARD ihre Verbreitung über den Satelliten Eutelsat bereits im Juni einstellte, scheint "Bild" nicht daran zu hindern, seit Montag eine große Kampagne gegen den Sender zu fahren. Der Grund: Die Zeitung hat festgestellt, dass dadurch auch deutsche Soldaten in Afghanistan die Programme der ARD nicht mehr sehen können.
Noch am Montagnachmittag verschickte die ARD eine Pressemitteilung: Die Berichterstattung habe "für einige Irritationen" gesorgt und erwecke einen falschen Eindruck. Die Ausstrahlung des Ersten über Eutelsat sei bereits vor einem halben Jahr eingestellt worden, da die Nutzung dieses zusätzlichen Angebots in Deutschland kaum noch nachgefragt wird. Auch wirtschaftliche Gesichtspunkte waren angesichts der Sparbemühungen für diese Entscheidung ausschlaggebend, hieß es. Für eine weitere Ausstrahlung über Eutelsat hätte die ARD einen Betrag von knapp einer Million Euro pro Jahr zahlen müssen.
Zugleich betonte der Sender, dass man der Bundeswehr die Sendungen gerne zur direkten Weitersendung überlassen wolle. Dies sei jedoch aus urheberrechtlichen Gründen problematisch. Man sei allerdings "für jede Lösung offen, die sie nicht dem Risiko aussetzt, gegen gesetzliche Bestimmungen zu verstoßen". Man habe der Bundeswehr bereits vor knapp zwei Jahren die Übernahme von Sendungen angeboten - mit dem Hinweis, dass die Drittrechteprüfung dann seitens der Bundeswehr vorgenommen werden muss. Dieses Angebot gelte nach wie vor.
Doch trotz dieser Mitteilung legte die "Bild"-Zeitung am Dienstag nach und sammelte fleißig verärgerte Politiker-Stimmen. "Das kann doch wohl nicht wahr sein, dass man den Soldaten im gefährlichen Auslandseinsatz das TV-Programm abdreht", sagte etwa SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier, der Verteidigungsministerium und ARD-Intendanten aufforderte, eine schnelle Lösung zu finden. In einem "Bild"-Kommentar über die seit einem halben Jahr vollzogene Abschaltung schreibt "Bild"-Redakteur Rolf Kleine Sätze wie "Das Erste ist das Letzte" und "Schäbiger geht's nicht".
Zudem schimpfte der FDP-Medienexperte Burkhardt Müller-Sönksen: "Wer von den Soldaten GEZ kassiert, darf nicht das Programm sperren." Bereits am Montag hatte die "Bild" geschrieben, dass die Soldaten auch während des Einsatzes Gebühren zahlen müssen, was der Sender nur wenige Stunden später noch einmal per Pressemitteilung zu erklären versuchte. Eine Abmeldung setze voraus, dass die Geräte in Deutschland nicht mehr vorhanden sind. "Wir haben hier kein Ermessen. In vielen Fällen werden die Geräte aber durch Angehörige der Soldaten in der gemeinsamen Wohnung genutzt", so die ARD.
Eines steht jedenfalls wohl fest: Das letzte Wort ist in diesem Thema noch nicht gesprochen - auch, weil sich die "Bild" am Dienstag weigerte, das Programm des Ersten und der Dritten in ihrer Zeitung abzudrucken, "aus Solidarität mit unseren Soldaten", wie es hieß. Unklar ist nur, warum die Solidarität erst mit einem halben Jahr Verspätung begonnen hat.