Stuttgart 21© SWR
Am Donnerstag ging die dritte Runde der Schlichtungsgespräche um das umstrittene Bahnprojekt "Stuttgart 21" zu Ende. Doch längst herrscht nicht nur Streit zwischen Befürwortern und Gegnern des Bahnhofsbaus: Auch die Medien sind inzwischen in den Mittelpunkt des Interesses geraten.

Viele Bahnhofsgegner werfen den Medien einseitige, falsche und unkritische Berichterstattung vor. Die Kritik trifft den Südwestrundfunk (SWR), vor allem aber auch die Lokalblätter "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten". Letztere bekommen die Ausmaße zu spüren: Gegner und Befürworter haben ihre Abos "in dramatischem Ausmaß" gekündigt, schreibt der Berliner "Tagesspiegel".

 

Erst zu spät haben die lokalen Zeitungen erkannt, welch Konflik-Potenzial im Streit um das Bahnhofsprojekt steckt. Nun versucht man die Wogen zu glätten und stärker Pro und Contra abzuwägen. So lädt die "Stuttgarter Zeitung" inzwischen Leser zur Diskussion in die Redaktion, die Konferenz am Vormittag dauert doppelt so lange wie bisher - zu groß ist offensichtlich die Angst, ein falsches Wort zu schreiben.

In einem neuen Buch schreibt der frühere Chefreporter der "Stuttgarter Zeitung" von engen Verflechtungen zwischen Politikern und Wirtschaftsfunktionären - sie bestimmten mit der Landesbank die Linie beider Blätter, die beide den gleichen, bei der Landesbank Baden-Württemberg verschuldeten Verleger haben. Und auch der SWR steht im Zentrum der Kritik, heißt es im "Tagesspiegel". So zitiert die Zeitung aus einer Sitzung, in der Rundfunkräte die Objektivität der Berichterstattung in Zweifel ziehen. Der Streit um "Stuttgart 21" ist damit längst kein kleiner Baustreit mehr. Er ist auch ein Streit für kritische Berichterstattung in den Medien.