Es geht dabei um die Frage, ob bei dem Format medienrechtliche Vorgaben eingehalten worden sind. Inzwischen scheinen sich aber auch die Beschwerden von Zuschauern zu häufen: So finden sich auf dem von den Landesmedienanstalten betriebenen Service-Portal www.programmbeschwerde.de zunehmend kritische Stimmen.
"Zuschauer sind der Auffassung, es würden in unverantwortlicher Weise minderjährige Opfer von sexueller Belästigung gezeigt und zu ihren Erlebnissen befragt, wobei auch vor intimen Fragen nicht Halt gemacht werde", erklärte Dr. Gerd Bauer, Direktor der Landesmedienanstalt Saarland (LMS), die das Beschwerdeportal betreibt. "Andere befürchten, die umfangreichen Informationen über die vermeintlichen Täter könnten dazu führen, dass nicht nur die zuständige Polizei und Justiz die Personalien dieser Personen herausfinden, was ja deren Aufgabe sei, sondern dass in einem Rechtsstaat, in dem die Unschuldsvermutung gilt, eine Fernsehhetzjagd auf möglicherweise Unschuldige ausgelöst wird.“
Ob durch die öffentliche Zurschaustellung der jugendlichen Opfer wie der Täter Aufklärung und Hilfe für die Opfer erreicht werden könne oder nur Befriedigung der Sensationsgier mancher Zuschauer, sei sicher ebenfalls zu bedenken, so Bauer. "Solche Sendungen, die ja durchaus ein aufklärerisches Ziel verfolgen, dürfen außerdem nicht zu einer pauschalen Verteufelung des Internets führen." Vielmehr seien sachliche Aufklärung, Förderung von Medienkompetenz und konsequente Verfolgung von Straftaten durch die dafür zuständigen Stellen die richtige Antwort auch auf Kriminalität im Internet.
Der Start von "Tatort Internet" war am vergangenen Donnerstag von RTL II kurzfristig vorgezogen worden, nachdem "Bild" und "Stern" die Sendung zur Titelgeschichte machten. Die Sendung basiert auf dem Format "To Catch a Predator", welches von 2004 bis 2007 in den USA bei NBC lief. Triebtäter und potentielle Kinderschänder werden mit fiktiven Profilen von minderjährigen Jungen und Mädchen in die Falle gelockt. Das Format dokumentiert die Kontaktaufnahmen im Internet bis zum geplanten Treffen, wo die potentiellen Straftäter dann vor laufenden Kameras zur Rede gestellt werden.